Gothic Meets Klassik 2017: Musikalisches Experiment auf hohem Niveau

Stahlmann, Letzte Instanz & Oomph! hüllen harte Rhythmen in ein neues Gewand

 

Monate im Voraus wurde das Wochenende mit Spannung erwartet und mit einem Wimpernschlag ist es schließlich vergangen. Bereits zum sechsten Mal fand Gothic Meets Klassik nun in gewohnt stilvollem Rahmen statt und schaffte es diesmal, mit einem ungewohnten, musikalischen Crossover aus Rock und klassischen Musikelementen angenehm zu überraschen und zugleich zu polarisieren.

12. Nocturnal Culture Night Festival 2017
 
 
Nun war es endlich wieder soweit und wie in den vergangenen Jahren pilgerte die schwarze Szene in das kleine Örtchen Deutzen. Das 12. Nocturnal Culture Night Festival, kurz NCN genannt, hatte in den wunderschönen Kulturpark geladen um drei Tage zu feiern und eine Vielzahl von Bands live zu erleben! Schon am Donnerstag gab es eine Warm Up Party auf der Kulturbühne des Kulturparkes. Richtig begonnen hatte das NCN am Freitagnachmittag, der Ort füllte sich zusehends mit zum Teil sehr weit angereisten Gästen ohne das es zu Chaos kam, es wurden großzügige Parkmöglichkeiten in der Nähe des Festivals bereitgestellt. Dazu gab es auch einen preiswerten und gut angenommenen Shuttleservice von Leipzig bis nach Deutzen, nicht jeder wollte und konnte zelten oder im Ort übernachten.

So schön war Wacken 2017

Warum das W:O:A trotz Schlamm jedes Jahr ein Highlight ist

Gerade vom Wacken zurück, erstaunlich braun gebrannt und nach zwei angehängten Urlaubstagen in Hamburg auch gut erholt, fragen einen die Daheimgebliebenen ja immer neugierig, wie es so war. Gab es wieder Unwetter? (Nur kurz.) War der Schlamm wieder so schlimm? (Ging eigentlich!). Hat jemand gespielt den ich auch kenne? (Alice Cooper, Boomtown Rats, Ugly Kid Joe.) Wie war es denn? (Na, mega!) Und wir taumeln zurück in unsere Euphorie.

WTF - Unser kleines Wacken-Tagebuch bei Facebook

"Wacken ist vorbei ihr Spastis, geht nach Hause!" Haben wir gemacht. Und wie immer fragten Freunde, Bekannte, Verwandte, Kollegen und Nachbarn wie es so war, im Schlamm. In diesem Jahr haben wir deshalb erstmals ein kleines Tagebuch live vom Wacken Open Air geschrieben. Folgt uns von einem kleinen Wochenendurlaub an der Ostsee auf den Acker, seid quasi hautnah dabei, wenn wir unser Hab und Gut vor Monster-Regenschauern verteidigten und wir mit unseren Freunden Bands gucken oder einfach nur das Festival genießen. Mit einem kleinen Rückblick auf die einzelnen Tage von Montag zu Samstag starten wir unseren WOA 2017-Rückblick. Bleibt weiterhin gespannt auf einen umfangreichen Bericht und vorallem unsere Fotoseiten - dies ist nur ein Vorgeschmack!

WTF - Unser kleines Wacken-Tagebuch bei Facebook

Im letzten Jahr gern gelesen, kommentiert und geliked, haben wir uns auch in diesem Jahr entschlossen, ein Wacken-Tagebuch mit vielen Fotos vom größten Metalfestivals Deutschlands zu machen. Viel Spaß!

Stürmisches Debüt in der Stadt aus Eisen

3 Tage, 4 Bühnen, 5 Bagger, 82 Bands – das With Full Force Festival 2017

Jeder, der schon mal mit Sack und Pack umgezogen ist, weiß, dass die erste Nacht in der neuen Bude immer eine Mischung aus Ungewissheit und Vorfreude ist. Irgendwie hing man ja an der alten Bleibe, hatte sich über die Jahre ganz gut eingerichtet und fand den Weg vom Bett ins Bad auch volltrunken und mit geschlossenen Augen. Jetzt sucht man auf der falschen Seite der Tür nach dem Lichtschalter und stößt sich im Flur noch für Wochen den Zeh an der Garderobe an. Aber solche Startschwierigkeiten werden schnell vergessen sein, denn das neue Zuhause hat mehr Zimmer, ist quasi frisch saniert und liegt im angesagten Szeneviertel. 

Eine imaginäre Prise Meeresduft lag in der Luft…

… als sich inmitten eines gut gefüllten Konzertsaales, der als Location mit seinem historisch imposanten Charme ohnehin beliebt ist, an jenem Samstag dutzende schwarze Seelen und Anhänger des Dark Rock mit Mono Inc. auf Schiffsfahrt begaben.

 

Festival in der Höhle

Die Synthie-Pop-Band Nova-Spes, die erst kürzlich ihr 4. Album “A Dog and his Boy” herausbrachten, eröffneten die Bühne des Kasemattenfestival in Langenstein bei Halberstadt. Das besondere an diesem Festival ist die einzigartigen Kulisse einer Sandsteinhöhle. Es folgten X-Divide, die bekannte Songs wie Forever oder My Love is im Gepäck hatten, aber auch Lieder vom neuen Album, welches in diesem Jahr noch erscheinen soll. Als Zugabe gab es Coverversionen von Enjoy the Silence (Depeche Mode) und White Wedding (Billy Idol) auf die Ohren. 

Schon lange kein Geheimtipp mehr ist die Band Ash Code, die in den Bereichen Post Punk und New Wave unterwegs ist. Erst seit 2014 aktiv, erspielten sie sich in den letzten Jahren jedoch konsequent ihren Platz auf den Dancefloors der Clubs. In der immer etwas kalten Höhle tanzten sich die Besucher zu Dry your Eye oder Can´t Escape warm. Der klassischer Dark-Wave Sound von Ash Code wird durch die modernen elektronischen Einflüsse spannend und hörenswert, man fühlt sich als Genre-Liebhaber heimisch in dem, was sie tun und wird dennoch überrascht.

Ebenso wurde man auch von der nachfolgenden Band Rome mit Neuem bekannt gemacht. Die Musik des Duos aus Luxemburg ist schwer in einem Satz zu beschreiben: vielfältig sind die inhaltlichen und musikalischen Elemente, wie Klassik, Rock oder Jazz. Mit diesem Mix verbreiteten sie eine wunderbar entspannte Stimmung, die schwerlich zu toppen war. 

Musik macht glücklich…

 … phänomenale Musik macht eine Nacht unsterblich!

 

Wer sich an jenem Freitag in der Leipziger Location mit dem außergewöhnlich coolen Namen und Ambiente einfand, wusste bereits, dass der Abend einen bleibenden Eindruck hinterlassen würde. Mit neonröhrenbestückten Kronleuchtern und Discokugeln ging die Industriehalle in die Charmeoffensive und bot damit den einzigartigen Rahmen, den diese Veranstaltung verdient hatte.

 

14 Jahre hat  sich der Ex-Gorgoroth Drummer Einar “Kvitrafn” Selvik auf eine spirituelle Reise begeben um in der Gestalt seines Prokjekts Warduna den nordischen Naturglauben für sich zu entdecken. " Sowing New Seeds, Strengthening Old Roots" - neue Saaten säen, alte Wurzeln stärken. Lange suchte Einar nach dem Weg den Runen des älteren Futhark eine authentische Stimme zu verleihen, er baute oder erlernte schon fast vergessene Instrumente wie wie Rahmentrommeln, Knochenflöten, Hörner, Fiedeln, Leiern, Bronzelure zu spielen und suchte Geräusche der Natur an verborgenen Plätzen.

2008 erschien die erste Platte Gap Var Ginnunga, 2013 Yggdrasil und in diesem Jahr vollendete Ragnarok den Runaljod-Zyklus.

Genreübergreifend fanden sich begeisterte Zuhörer und so war das erste und einzige  Konzert in Deutschland ein begehrtes Ereignis  das seine Besucher sogar über Deutschland hinaus fand. Warum die Schwierigkeiten eine Eintrittskarte zu ergattern, sich am Einlaß fortsetzen mussten, blieb mir und vielen anderen aber unverständlich. Nur verspätet und in kleinen Grüppchen wurde Einlaß gewährt, so das wegen der viele noch draussen anstehenden sogar der Konzertbeginn verschoben wurde. Dennoch überwog schnell wieder die Vorfreude und viele, die zum ersten Mal den Eventpalast betreten hatten bestaunten den dem römischen Pantheon nachempfundenen Kuppelsaal. Eigentlich das genaue Gegenteil der angestrebten Naturmystik von Warduna und dennoch passte diese Umgebung sehr gut, den sie päsentierte und barg später die Gruppe und ihre Musik wie eine kostbare Hülle.

 

 

 

Leider hat Einars Ex-GORGOROTH-Kollge Gaahl, obwohl er auch Teil der konzeptionellen Entstehung der Trilogie war, seine Teilnahme bei Liveauftritten seid 2015 eingestellt. Sein Gesang und lokihafte Erscheinung waren eine gute Ergänzung zu Einar schon bei den vorhergehenden Platten und dem Auftritt von Wardruna 2012 im Schauspielhaus gewesen. Gerade das noch in weiten Teilen unheilvoller gewordene Ragnarok hätte eine angemessene  Bühne für seine düstere Aura geboten.

 

 

  

Endlich gegen 21:00 begann mit Tyr das Konzert und Einar und Eilif Gundersen traten mit ihren gewaltigen Bronzeluren aus dem Dunkel einer fernen Vergangenheit. Verhaltend beginnend wie ein Erzählung am Lagerfeuer träufeln fremde und doch irgendwie vertraute Klänge an unser Ohr, das stöhnen eines Auerochsen, das singen von Eis oder der rituelle Ruf der Luren zu Opfer oder Kampf.  Immer beschwörender, ein schweben, stampfen, mahlen, singen, eine Erinnerung an Leben, ein Möglichkeit an Leben, Freude, Wachsen und Vergehen. Einsam und doch nebeinander, konzentriert und hingegeben bieten Einar und seine Mitstreiter, worunter vor allem die Sängerin Lindy Fay Hella  Einar oft einen wunderbaren Gegenpol bietet, Magie in klingender Form. Nur vor dem letzten Lied wendet sich Einar sichtbar ergriffen direkt an das Publikum, dankt ihm und entschuldigt sich schon mal dafür, das man keine Rock ’n’ Roll-Band sei, die Zugaben vorbereitet hätten. Ein letztes mal führt der Helvegen in eine archaische Welt, wo die Beschwörung der Natur ein Teil des Kreislaufs des Lebens war und das Wort Rune den allgemein verstandenen Beiklang von raunenden Geheimnis besaß.

Meisterhaft!

Danke an In Move und der Treffen & Festspielgesellschaft!

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