Die Eröffnung machten EVERchanging, 5 junge Männer mit guter Laune, die überzeugend ansteckend war. Ihr normaler Look ließ sie eher unauffällig wirken, aber sobald sie mit spielen begonnen hatten, erkannte man ihre Leidenschaft für die Musik, die sich in harten Gitarrensounds, einer melodischen Tenorstimme und beeindruckenden Tonhöhenunterschieden der „Golden Voice“ des Sängers zeigte. Insgesamt spielten sie 5 Songs und verwehrten auch eine Zugabe nicht, was das anfangs zurückhaltende Publikum auftauen ließ.
Es folgte The Escaping Light bestehend aus 3 sympathischen Männern und einer Gastbassistin. Seit März 2012 begann die Arbeit an eigenen Songs und ihre 1.EP veröffentlichten sie bereits im Oktober. Obwohl es ihr erster Auftritt war, merkte man ihnen keinerlei Nervosität an. Sie wirkten weder steif, noch angespannt und gaben sich gelassen und glücklich. Wenn sie in ihrem Song „The Wasted Void“ singen „the world stands still“, so galt gleiches für das Publikum im ersten Moment, als die Band in Dunkel gehüllt mit einem Intro ihre Show eröffnete. Ganz schlicht in Hemd und Jeans wirkten sie brav, was sich aber in ihren Songs schnell wandelte. Hier standen teilweise laute, fast schon aggressive Drumschläge entgegen der dafür zarten, aber dennoch kraftvollen Stimme des Sängers mit dem freundlichen Gesicht. Das Publikum war schnell zu begeistern und auch die Animation zum Mitsingen klappte auf Anhieb. Plötzlich erleuchteten Wunderkerzen mitten im Song den Raum und mit einem Lächeln auf den Lippen sah man wie sich die Band während ihrer gefühlvollen Darbietung zu „Save the world“ bedankte. Das fand ich war ein wunderschönes Geschenk und eine tolle Geste der Fans und Gäste an das erste Konzert von The Escaping Light. Der spätere Akustikgitarreneinsatz schaffte eine ganz neue Stimmung und harmonierte wunderbar mit dem Gesang.
Nach einer kurzen Umbaupause ging es weiter mit The Vagabonds. 4 junge gutaussehende Männer mit hochgekrempelten Hemdenärmeln und eleganten Schuhen. Die drei Gitarristen und der Schlagzeuger überzeugten auf Anhieb und brachten das Publikum schon nach den ersten Tönen zum ausgelassenen Tanzen. Ihre rockige, laute Musik vereint harte Gitarren- und Drumschläge mit ruhigen Parts und gefühlvollen Stimmen. Sie bedienen sich einer kraftvollen, ausdrucksstarken Darbietung, die fast schon hypnotisch wirkt, ganz so als würden sie sich während des Spielens selbst in Trance versetzen und mit sich das Publikum, dessen Begeisterung und Ausgelassenheit mit jedem Song anstieg.
Es sah ganz danach aus, als zogen sie einen Boyband-Kult mit sich und ihre Leidenschaft und Hingabe zur Musik wurde in ihren Gesichtern deutlich. The Vagabonds lieferten eine gute Kombination aus ruhigen Elementen und dem Drang zum energiegeladenen Austoben. Obwohl sie zu den Nachwuchsbands zählen, offenbaren sie sich als wahre Bühnenkünstler und verstehen es Stimmung zu verbreiten und dennoch hoch konzentriert zu sein.
Den Abschluss bildete die Band Mirage, die insgesamt mit Abstand die ältesten Teilnehmer hatte. Gut gemischt aus einer Frau und drei Männern boten sie an diesem Abend einen ganz anderen Musikstil. Klagende Geigenstriche einer elektrischen Violine zu modernen Klängen dreier E-Gitarren und MP3-Dateien schafften eine unheimliche Atmosphäre, die jedoch schnell durch laute Gitarrengriffe aufgelöst wurde. Als einzige Band an diesem Abend bedienten sie sich auch deutscher Songtexte, wobei die Musik leider zum Teil den Gesang übertünchte und damit den Text unverständlich machte. Ihre Performance bezog sich sehr stark auf das Abspielen von MP3-Dateien als Hintergrundgrundlage, die allesamt selbst produziert wurden. Allerdings wirkten die Lieder daher manchmal etwas eintönig und langgezogen und wurden durch die Gitarren zu sehr überspielt. Während der Sänger in der Musik aufzugehen schien, wirkte der Rest der Künstler eher angespannt. Ein stark reduziertes Publikum zeigte, dass die Musik eher weniger zum Tanzen geeignet war und wohl nur aus Anstand vereinzelt Leute im Raum standen. Die vorige Band hatte kein bisschen an Lautstärke gespart, aber dennoch hat alles insgesamt irgendwo harmoniert, was mir hier nicht der Fall zu sein schien. Die Konfettikanone verfehlt ihre Wirkung, wohl auch aufgrund des Publikumsmangels und auch der selbsternannte Abtanzsong begeistert das Publikum nur wenig, denn obwohl die Hintergrundmusik einen Tanzrhythmus bot, war der Gesang an manchen Stellen nicht schnell genug für die Musik, was die allgemeine Tanzlust abschwächte. Unpassende Bewegungen wie etwa auf den Arm deuten, wie beim Heroinspritzen während gesungen wird „süchtig nach dir“ fand ich unpassend und auch die Selbstüberschätzung und Übertreibung des Sängers während seiner Performance, wie etwa das regelrechte Betteln nach Applaus beim Ausziehen seines Sakkos schreckten mich eher ab. Gut gefiel mir allerdings die elektrische Violine (und besonders deren Solo), die aber teilweise durch den Gesang und die Hintergrundmusik in den Songs unterging und viel an Eleganz verlor.
Insgesamt gesehen, war es dennoch ein ansprechender und abwechslungsreicher Abend mit einer guten Organisation und sympathischen Gästen.
Julietta Capuleta