Bericht: Lola Angst "Dark Kasperle Theater"

On: 25/03/2012

24.3.2012 | Halle 5, Leipzig

Lola Angst, ein Elektroprojekt, welches stets mit einer Orgel namens "Lola" auf der Bühne steht und durch Alben wie "Council of Love" in der Szene seit Jahren Kultstatus genießt, präsentierte das "Dark Kasperle Theater". Bereits im Oktober des letzten Jahres fragten sich zahlreiche Fans, was es wohl damit auf sich habe.

Doch blieb aufgrund einer Tourverschiebung die Frage noch längere Zeit spannend. Am 24.3. war es dann endlich soweit: Pünktlich um 20.30 Uhr war die Halle 5 gut gefüllt und die Menge wartete ungeduldig auf den Beginn der Show.
Nach halbstündiger Verspätung betrat Goldmann, der Sänger von Lola Angst, gefolgt von vier (dank Skelettmaske und Pokemonrucksack recht bizarr anmutenden) Mitmusikern schließlich die Bühne, um diese bereits nach wenigen Minuten wortlos wieder zu verlassen. Doch bevor sich der Einzelne darüber wundern konnte erschallte die Frage: "Hallo Gruftis. Seid ihr alle da?" den Raum und wurde lautstark vom Publikum beantwortet. Sogleich wurde auf einer Leinwand ausführlich das Gothenland (der Ort der folgenden Handlung) samt seiner Einwohner vorgestellt, bevor Goldmann die Bühne stürmte und mit "Habt keine Angst - alles wird vorbei sein" den Abend musikalisch begrüßte.
Dann wurde es spannend: Schnell wurde ans Publikum noch Popcorn verteilt und schon öffnete sich der Vorhang des Puppentheaters und mit ASPerle und dem Grafen Mumu (Unheilig) traten die ersten beiden, liebevoll gestalteten Puppen zum Vorschein und wurden mit tobendem Applaus und wohlwollendem Gelächter vom Publikum begrüßt.
Das ASPerle, welches sich über seine Figurprobleme beklagte und mit Graf Mumu die spannende Frage diskutierte, wer von beiden denn nun schwul sei, zeigte gleich zu Beginn auf, welche Richtung dieser Abend nehmen würde. Passend vom Graf Mumu mit den Worten: "Was für ein niveauloses Gothictheater" wurde nach dem fünfminütigen Auftritt das nächste Lied eingeläutet. "Ein dicker Schmetterling schwabbelt durch die weite Welt" wurde von den Zuschauern begeistert aufgenommen und Goldmann ließ die Anwesenden gleich interaktiv am Programm teilhaben, indem es laut "Doppel-Doppel-Doppelkinn" mitsingen durfte.
Die nun folgenden Puppen des Grafen Quak (Steve Naghavi) und Veljanova schlugen mit Witzen über die mangelnde eigene Körpergröße und komischen Haarschnitten in diesselbe Kerbe und trafen damit den Nerv des Publikums an der richtigen Stelle. Auch das nächste Lied, eine Mischung aus orientalischen Klängen und Partyhit, lud mit seinem Text: "Ich tanze quak, quak, quak - den ganzen Tag" und "klingelingeling dingdong" zum mitsingen ein.
Ein fleischfressender Bruno (Kramm) und eine schwänzeliebende Prinzessin Popo von Pohlen (Chris Pohl) waren weitere Puppen des Dark Kasperle Theaters. Goldmann, der es sich nicht nehmen ließ auch mal während eines Liedes durch die Menge zu laufen oder sich heiße Popcornschlachten mit selbigem lieferte, sorgte für rege Partystimmung und ließ die Grenzen zwischen Künstler und Fan mehr und mehr verschwimmen. Als schließlich die ersten Gäste noch für eine Polonaise auf die Bühne geholt wurden, als Riesenschlange durch die Zuschauer marschierten und jeden zum mitmachen animierten, sprühte der Saal vor guter Laune, Spaß und Feierfreude.
Doch bei all dem Chaos verstand man es geschickt wieder zum Programm überzugehen.
Mit Stanze Rudert, Peta Spilles, einem drogensüchtigen E-Skil (Covenant), Ronan the Babarian (VNV Nation) und (sehr gut getroffen!) einem die Fans beleidigenden Alexander Kaschte wurden sämtliche populären Gothickünstler durch den Kakao gezogen.
Zusätzlich sorgten immer wieder Tänzerinnen in wechselnden Kostümen (von orientalisch vermummt bis zum Schulmädchen) für Stimmung. Besonders hervorzuheben sei hier eine Dame mittleren Alters im bayrischen Dirndl welche einen cyberesken Tanzstil präsentierte.

Als nach zwei Stunden die Stimmung auf dem Höhepunkt war, viele Zuschauer mittlerweile auf der Bühne feierten, tanzten und sangen, nahmen die Puppen Platz auf der Arche Lola um sich zukünftigen Abenteuern zu stellen.

Resüme des Abends: Wer eine gehaltvolle, intelligente Satire über die Gothicszene erwartete wurde herb enttäuscht. Wer allerdings sein Gehirn am Eingang zeitweilig abgab, mit fünf Freunden und zehn Bier intus aufschlug um einen Abend der einfachen Unterhaltung zu erleben, amüsierte sich großartig.

Wie dem auch sei, man darf gespannt sein, was in Zukunft noch alles passieren wird im Dark Kasperle Theater.

 

Text: Sascha R.

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