Pünktlich 17 Uhr startete das Trio von HEAD-LESS und begrüßte die Zuschauer mit knalligen Electro/Synth-Rhythmen. Aus voller Leidenschaft stimmten Sänger René Hentzschel und seine zwei Jungs ungeachtet der glühenden Hitze das Publikum auf einen mitreißenden Abend ein. Trotz fehlender Originalbesetzung am Keyboard schallte ein Song nach dem anderen über die Köpfe und in die Ohren der gespannten Zuhörer. Hierfür hatte sich das Musikprojekt kurzerhand den Frontmann der EBM-geprägten Band NOVA-SPES – Matthias Hübner – als Support an den Tasten geschnappt. Inmitten der elektronischen Popwelt blieb dank einer ausdauernden Bühnenperformance mit sportlicher Höchstleistung – dem Ständertanz (ja, Mikroständer sind hervorragende Tanzpartner) – kein Zweifel: hier wurde jemand für die Bühne geboren. Spätestens nach einem „Ich kann euch sehen, aber nicht hören“ war auch der letzte Zuhörer gepackt und die Hände erhoben sich zum regen Klatschen im Takt. Nach einer schwungvollen Dreiviertelstunde verabschiedeten sich die Opener schließlich mit einem „Leipzig – Es war geil! Dankeschön“.
Nach dem gelungenen Auftakt betrat zur nächsten vollen Stunde die aus dem Dark-WaveUmfeld bekannte Musikgruppe CLAN OF XYMOX die Bühne. Die Pioniere der ersten Stunde heimsten an diesem Abend in jedem Fall den Preis für die ausgefallensten Frisuren ein, ist doch der Kopf der Truppe, Ronny Moorings, mit seiner schwarzen Plusterfrisur unverkennbar. Und auch musikalisch überzeugte das sehnsuchtsvolle Ensemble mit ruhigen und gelassenen sowie experimentellen und kraftvollen Szenen. Mit einem instrumentellen Einstieg und verschiedenen Gitarrenmustern sorgte die Band von Beginn an für eine gediegene und schwerelose Atmosphäre. „She Is Falling In Love“ durfte anschließend genau so wenig fehlen wie der Song „Hail Mary“. Zum Schluss wurde es mit dem Shocking Blue Cover zu „Venus“ noch einmal rockig, was auch das tanzwütige Publikum begrüßte. Für das Abschiedslied ließ es sich gerne noch einmal von der kraftvollen Dynamik der Musiker anstecken.
Nach der nächsten Umbaupause verschwand die Bühne für kurze Zeit in einem kleinen Nebelmeer, bevor die Mecklenburger Jungs von MELOTRON vor das Publikum traten. Danach enthüllten die Musiker, wofür sie unter Freunden elektronischer Tanzmusik längst bekannt sind: individuell geprägte Elektro- und Synthiepop-Rhythmen, gepaart mit deutschsprachigen und teils provokanten Lyrics. Mit einer stylischen Offensive in gelbem Shirt und schwarzer Weste startete der redselige Sänger Andy Krüger mit voller Energie durch. „Gib Mir Alles“, „Du Bist Es Nicht Wert“ oder „Love Is Calling“ tönten munter ins Publikum. Es wunderte daher nicht, dass sogar der Weg zum Bierstand von dem Ein oder Anderen fürs Mitträllern genutzt wurde. Zur Halbzeit wurde es sogar philosophisch: „Das Leben ist ein Witz. Ein kurzer Witz. Genießt den Augenblick!“ gab der Frontmann zu bedenken, bevor er mit Handtuch wedelnd in die nächsten Songs überging. Mit einem Cover von Rio Reisers „Menschenfresser“ wurde es letztlich selbst politisch. Das Finale bildete schließlich – fast schon erahnbar – ein belehrender Hinweis: „Seid nicht so eitel!“. Erst danach jagte in einer Zugabe wieder ein Stück das nächste. Wer sich selbst von den Lyrics und Melodien überzeugen möchte, muss sich hingegen gedulden. Erst im Januar 2017 führt die Arbeit am neuen Album wieder zu einem Auftritt nach Leipzig.
Das Sahnehäubchen des Open Airs bildete schließlich das nunmehr seit über 20 Jahren existierende norwegische Musikprojekt APOPTYGMA BERZERK rund um den charismatischen Sänger und Bandgründer Stephan L. Groth. Wie erwartet, heizte der Headliner am mittlerweile kühlen Sommerabend ordentlich ein. Der anfangs noch luftige Zuschauerraum vor der Bühne war nun prall gefüllt und das lohnte sich bei der vortrefflich zusammengestellten Setlist definitiv. Ein Spektrum an düsteren, energiegeladenen Elektrohymnen im Wechsel mit lebhaften Gitarrensounds erwartete das Publikum. Sowohl der Ohrwurm „Until The End Of The World“ aus dem Jahre 2002 als auch der Titel „Back On Track“ aus dem Jahre 2005 waren im Gepäck. Sogar Fans des Chorwerks „Carmina Burana“ kamen bei dem Stück „Love Never Dies“, das den Refrain von „O Fortuna“ aufgreift, auf ihre Kosten. Zur Tradition scheint es außerdem geworden zu sein, dass der Bruder des Sängers, Jonas Groth, einen Solo-Part auf Konzerten ausrichtet. Mit einem Medley aus Songs wie „Love Will Tear Us Apart“ (Joy Division), „True Faith“ (New Order) und „Oh L´Amour“ (Erasure) begeisterte er Jung und Alt am Keyboard und mit seiner Stimme. Nach der kurzen, aber gefühlvollen Solo-Einheit ging es mit elektronischen sowie rockigen Klängen weiter. Zu „Apollo (Live On Your TV)“ erhoben sich alle Arme und schwangen über den Köpfen hin und her. Besonders laut mitgesungen wurde jedoch bei der erst 2013 veröffentlichten Single „Major Tom“ – einer englischen Neuinterpretation des von Peter Schilling stammenden Klassikers. Das letzte eingestimmte Lied „Shine On“ setzte dann wieder auf einen eigenen Hit, der sich damals 13 Wochen in den Charts hielt. Erst gegen 22 Uhr ließen die Künstler den Abend letztlich mit einigen Zugaben und einem glücklichen „What an amazing town!“ ausdrucksvoll enden.
Start im Hellen, Ende im Dunkeln… nach 5 erlebnisreichen Stunden inmitten gut gelaunter Menschen lautet das Resümee für diesen fantastischen Abend in diesem Jahr erneut: sehenswertes Line-Up, Abwechslung für die Ohren und eine beeindruckende Location, die den Charme von Leipzig versprüht. Doch damit nicht genug. Für all jene, die den Abend nach dem berauschenden Konzert noch nicht enden lassen wollten, wartete das DarkFlower mit einer Aftershowparty auf. Bis in die Morgenstunden hinein bot der Alternative Club im Zentrum von Leipzig eine Fläche für ausgiebige Tanzeinlagen und genussvolle Momente an der Bar… Vielen Dank an die Bands, den Veranstalter Mawi Concert GmbH, Marko mit seinem DF-Team und alle anderen, die diesen Tag so einzigartig gemacht haben!
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Text: Maria K.