Wer sich zu den Metalfans in Leipzig und Umgebung zählt, sollte wissen, dass hier nicht die Rede von e i nem kleinen Jungen mit rotblondem Haar und Wikingerhelm ist, wenn der Name Wickie fällt. Er war zwar der Namensgeber für die DJ-Konstruktion „Wickies Erben“, doch waren vergangenen Samstag in der Halle 5 ganze Kerle gefragt. Denn das erste eigene Festival auf die Beine zu stellen, erfordert nicht nur eine Menge Organisationstalent, sondern eine ebenso große Portion Mut. Schließlich kann man nicht wissen, ob die Erwartungen über-haupt erfüllt werden können.
Von Vorteil war da für die beiden Wickies Jonny und Malo sicherlich, dass sie als häufig stattfindende Veranstaltung bereits auf die „Nordische Nacht“ verweisen können. In verschiedenen Loca tions kommen hier alle Liebhaber von Pagan, Folk sowie Black und Death Metal, aber auch der Oldschool-Klassiker, auf ihre Kosten. Dass sie auch Live-Auftritte organisieren können, hat man bereits beim fünfjährigen Wickies Erben Geburtstag letztes Jahr im Hehlheim sehen können. Und genau in diesem Zusammenhang entstand auch die Idee des Festivals. Zum Geburtstag sollte es ein größeres Konzert geben. Da bis dahin aber die Zeit zu knapp war, wurde stattdessen mit besagtem Konzert im Hehlheim gefeiert und danach die Zeit investiert das Festival zu organisieren.
Und das Warten bis die erste Band auf der Bühne stand, hat sich gelohnt. Die Musiker der Leipziger Folk Metal Band Wolfstavar eröffneten mit nur knapper Verspätung gegen 19 Uhr das Festival mit leisen Harfentönen und bewiesen kurz darauf, dass sie auch richtig laut sein können. In ihren Ansagen, denen es nicht an Witz fehlte, und Liedtexten erzählten sie aus der Nordischen Mythologie, vom „Superstar der Edda“ alias Thor bis hin zum Kobold. Der Wec hsel zwischen lauten und ruhigen, wie dem sehr stimmungsvollen Lied um Hugin und Munin, sowie die Folkelemente, die Wickie Malo durch Harfe, Dudelsack und Flöte ein-brachte, verliehen dem Auftritt seinen besonderen Reiz. Einen besseren Einstieg hätte man sich für ein Wickies Erben Festival wohl kaum vorstellen können.
Aber auch die anderen Bands konnten überzeugen. Into Obscurity bewiesen, dass sie Inspiration auch bei den alten Meistern suchen und so wurde als eine Hommage an Manowar die Melodie von „Warriors of the World“ in das Melodic Death Metal Genre importiert. Die Melodic Death und Black Metaler von Nebelsarg legten nicht nur einen guten Auftritt hin, sondern bewiesen auch, dass sie sich von kleineren technischen Problemen nicht aus der Ruhe bringen lassen – und ein auf der Bühne im sitzen spielender und bangender Gitarrist war auch mal was anderes. Auch der Gastauftritt am Bass vom Wickies-Erben-Mitglied Jonny kam gut beim Publikum an. Leider wurden aber ebenfalls Asenblut von technischen Problemen geplagt, weshalb sich der Auftritt verzögerter und kürzer ausfiel als vorgesehen. Dennoch konnten sie mit ihrem German Blackened Thrash Metal überzeugen und waren stimmungsmäßig der Höhepunkt des Abends. Erneut – und dann länger – zu sehen, wird Asenblut am „Metalfest“ sein. Im Anschluss boten Blutnebel neben gutem Black Metal durch die typische schwarz-weiße Gesichtsbemalung optisch einen Unterschied zu den vorhergehenden Bands. Doch auch die letzte Band des Abends, Slartibartfass, brachten Abwechslung ins Programm, denn hier hatte die einzige weibliche Musikerin des Abends ihren Auftritt. Durch den von ihr eingesetzten Dudelsack schaffte die Pagan / Folk M etal Band einen gelungenen Rahmen zum Beginn des Festivals mit Wolfstavar.
Mit insgesamt sechs Bands konnte das Festival also aufwarten und von deren Können über-zeugten sich immerhin 110 Gäste – für ein erstes Festival ein gutes Resultat. Das finden auch die beiden Wickies: „Wir waren gestern selber überrascht, dass es so gut lief und das Feedback, was bis jetzt kam, war mehr als positiv. Auch wenn es für uns stressig war, alles zu managen, war es doch ein klasse Abend. Unsere Erwartungen wurden übertroffen.“ Da fallen die kleineren technischen Mängel nicht weiter ins Gewicht. Zusammenfassen kann man also sagen, dass die Bands klasse, das Publikum sowie die Veranstalter zufrieden waren und auch die Bands ihren Spaß hatten. Was will man da eigentlich mehr? Sicher. Ein zweites Festival! Angestrebt ist das auf alle Fälle. Dann freuen wir uns schon mal auf 201 2.
Bericht: Julia Mäurer