Konzertbericht AUSTRA | 23.5. | Centraltheater

On: 24/05/2012

Bei gefühlten 30° Grad füllte sich der Platz vor dem Centraltheater gegen 21:30 Uhr sehr rasch. Grüppchen und Pärchen trafen sich, es wurden noch schnelle Telefonate geführt und die letzten Tickets verkauft.

Erst einen Tag vorher beschloss das Centraltheater, das Konzert von der Hinterbühne auf die Vorderbühne zu verlegen – aus gutem Grund wie sich zeigte. Der Saal war bis 22 Uhr bis auf die Ränge besetzt. Jedoch auf Stühlen zu sitzen, während Austra auf der Bühne Tanzmusik fabrizieren, konnte sich in dem Moment wohl noch keiner so richtig vorstellen.

Doch vorerst konnte man sich gemütlich zurück lehnen, um den düster-melodischen Klängen von Heidi Mortenson zu lauschen.
Die bereits seit jungen Jahren an experimenteller Musik interessierte Heidi Mortenson kam mit Keyborder und Drummerin. Rein äußerlich erinnert Heidi an eine kuriose Mischung aus Peaches und Dillon. Durch ihren Gesang, überwiegend in ihrer Muttersprache Dänisch, erinnert sie stimmlich sowie musikalisch eher an Karin Dreijer Andersson (The Knife). Der Sound aber ist neu: überwiegend düster, nachdenklich. Und doch wirkt er durch seine flächige Struktur auf eine gewisse Art weit – befreiend und leicht. Nichts zum Tanzen. Gut, dass man sitzen kann. In Kombination mit den überdimensionalen Visuals von Søren Lyngsø ist die Musik von Heidi Mortenson ein Erlebnis.

Die kurze Umbau- und Getränke-Hol-Phase nutzten auch einige Zuschauer, um sich Bodensitzplätze in Bühnennähe zu sichern.

Katie Stelmanis kam allein auf die Bühne. Sie spielte ein Klaviersolo und holte mit „The Beast“ nach und nach die anderen Bandmitglieder an ihre Instrumente. Bei dieser unverkennbar hohen und klaren Stimme kommt man um den Gänsehautfaktor nicht herum. Das Prickeln erfasste auch den Rest des Saals und immer mehr Menschen verließen ihre gemütlichen Plätze, um sich an der Bühne zu platzieren. Bereits nach dem zweiten Song hoben sie mit „Lose It“ auch die Letzten aus ihren Sesseln. Das Sitzkonzert war vorbei, es wurde getanzt, gejubelt, mitgesungen.
Im letzten Jahr hat sich die Formation um zwei Mitglieder auf sechs erweitert. Zu den Mitgliedern gehört die Drummerin, (von Heidi Mortenson´s Trio ausgeliehen oder anders herum), der elfengleiche Keyboarder + Saxophonist in Radlerhosen, der Bassist und die beiden Zwillingsschwestern (eine mit Frida-Kahlo-Monobraue ausgestattet), die in ihrer lustigen Gewandung Stelmanis stimmlich supporten.
„Austra“ – der zweite Vorname Stelmanis' und der Name der Göttin des Lichts (in der lettischen Mythologie) ist zum Hauptteil Stelmanis, die von Platte sowie live völlig überzeugt und das Publikum, eben wie eine Göttin, bezirzt. Aber auch die Backgroundsängerinnen verhelfen optisch sowie stimmlich zum gewohnt markanten Bild von Austra.
Irgendwann nach ihrer klassischen Gesangsausbildung stand für Stelmanis fest: "I wanted to make classical music with really fucked up, distorted crazy shit on there.” 2009 gründete sie mit Maya Postepski (drums) und Bassist Dorian Wolf „Private Life“ bevor sie sich kurze zeit später in Austra umbenannten. Vor genau einem Jahr veröffentlichten sie ihr Debütalbum „Feel It Break“.

Wahnsinn, wie es diese Band binnen so kurzer Zeit mit nur einem Album geschafft hat eine solche Fangemeinde um sich zu scharen.
Nun ist man gespannt auf weitere Werke und ein zweites Album.

 

Text: Marlen R.

Fotos: Jens Witt

Links:
https://www.facebook.com/pages/Austra/124441027607242

http://www.myspace.com/austra
www.lastfm.de/music/AUSTRA
http://www.schauspiel-leipzig.de/

 

 

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