Interview: Bloodygrave & Die Lust!

On: 20/04/2012

Im Rahmen der „DisTanz“ am 28.4. werden Bloodygrave & Die Lust! zusammen mit Sickdoll & T.N.S. ein Konzert im Villakeller geben. SchwarzePresse.de bat die beiden sympathischen Jungs um ein ein kleines Interview. Ben (Bloodygrave) und Frasco (Die Lust!) erzählen über analog erzeugte Musik, Freundschaften und Selbstverwirklichung.

 

sP: Hallo Ben, hallo Frasco!
Wie geht’s euch?

B/F: Hallo! Danke, prima! Wir sind froh, dass wir unser erstes Album in Freiburg bei Fatal Injection Records pressen lassen durften. Unser „Producer“ und Freund Tobi hat gerade angerufen und gesagt, dass der die Platten und die druckfrischen Covers in der Hand hält. D.h. wir werden zur DisTanz quasi ein inoffizielle Releaseparty feiern!


sP: … euer neuer Longplayer "Bloodlust"? Seid ihr zufrieden mit den neuen Stücken? Wird dieser ausschließlich auf Vinyl veröffentlicht?


B/F:
Genau! Es ist quasi eine Sammlung der Songs, die in unserem ersten gemeinsamen Jahr entstanden sind. Songs, welche uns am wichtigsten sind. Ragnar hat unsere Aufnahmen nochmal gemastert und wir sind wirklich sehr zufrieden mit dem Sound.
Erstrangig wird es auf Vinyl veröffentlicht mit einem gratis MP3-Downloadcode mit schickem DIY Siebdruck-Cover. Zudem wird es eine „Lite“-Version davon auf CD geben.

 

sP: Berlin ist eure Wahlheimat. Auch viele andere Künstler, zieht es in die Hauptstadt. Warum? Könnt ihr euch erklären worin die Anziehungskraft liegt?

F: Berlin ist gerade der Ort, wo etwas passiert. Wo mit einer Energie die vielen Leute gefesselt werden und man das Gefühl hat, ein Teil der Geschichte zu werden die gerade geschrieben wird.

B: Ich war fasziniert davon wie viele Leute man hier trifft, die „was Starten“ wollen. Ich denke in der alten Heimat, im Süden, würde ich immer noch herumdümpeln. Ich bin froh, dass ich hier nach kürzester Zeit Frasco kennen gelernt habe.


sP: Eure musikalische Laufbahn begann in diversen Punkbands. Später überkam euch die Faszination an elektronischen Klängen. Wie habt ihr beiden letztendlich zusammengefunden?

F/B: Hierbei spielt Leipzig eine wichtige Rolle. Wir beide hatten ja zusammen mit unserem Freund AC in der Deathrock Band „Rotten Western Kulture“ gespielt und hatten auch einen Gig in der LiWi geplant. Ein paar Wochen vor diesem Gig haben sich unsere Wege jedoch getrennt und wir waren kurz davor abzusagen. Wir beide entschieden uns dann dazu, aus unseren Soloprojekten „Die Lust!“ und „Bloodygrave“ einfach spontan etwas zu kreieren und teilweise unsere alten Songs von Gitarre auf Synths zu übertragen (z.B. Rattengift). Wir waren zwar mega nervös, da die Leute ja ´ne „Rockband“ erwartet hatten und kein Synth-Duo. Aber wir hatten Spaß und wir entschieden uns einfach so weiter zu machen.


sP: Neben zahlreichen Konzerten in Deutschland hattet ihr auch Auftritte in Straßburg, Prag und Paris; London und Tampere sollen folgen. Außerdem gibt es seit kurzem ein Musikvideo zu "Tscher-no-Bill".
Werdet ihr jetzt internationale Superstars?


B/F: Naja, auch wenn es gerade so ´ne Art „Trend“ in Richtung Synthwave gibt, bleibt die Szene ja überschaubar, wer ist da schon ein „Superstar“! (lacht)
Aber natürlich freuen wir uns riesig, dass wir nun nach und nach die Möglichkeit haben Bühnen außerhalb von Deutschland kennen zu lernen. Wir sind ja generell ´ne Live-Band, aufzutreten ist ja unser größtes Interesse. Songs zu Hause aufnehmen steht eher hinten an...

 

sP: Wie steht ihr zu digital erzeugter Musik?

F: Zur Zeit kann man ja ein gesamtes Orchester per Rechner kreieren. Mir ist jedoch die direkte Berührung des Instruments am wichtigsten. Ich fühle mich wohler wenn ich Synthesizer-Musik auch zuerst beispielsweise mit meiner Bassgitarre komponiere.
Der Klang der percussierten Gegenstände inspiriert mich am stärksten.

B: Ich steh zwar auf 8-Bit, hab aber in dem Bereich noch nix gemacht. Wenn man es genau nimmt, sind selbst wir nicht „True“ weil wir ja keine 100% analogen Instrumente verwenden. Bei fast allen ist die Tonerzeugung analog, aber so wichtig ist uns das auch nicht. Mich fasziniert es aber wenn Bands ihre „Oldtimer“ vorführen. Natürlich gibt’s jede Menge Bands, die selbst mit ´nem langweiligen Laptop auf der Bühne ´nen richtig geilen Sound und ´ne prima Show liefern. Aber ein Chip ist eiskalt für mich. Strom, der im Zusammenspiel Relais, Dioden, Kondensatoren, Wiederständen, etc. Klang erzeugt ... DAS hat eine Seele für mich. Das ist wie eine Religion für mich, man glaubt dran oder nicht. Analoge Instrumente (auch die nicht elektronischen) haben alle eine Seele. Auch die alten SID-Chips in C64 und Co, ein moderner PC eher nicht.

 

sP: Gibt es denn in der elektronischen Szene wieder einen Trend zu handgemachter Musik?

B: Das ist eine schwierige Frage. Es gibt, wie gesagt, eine Menge neuer Bands die teilweise neben Synthesizern auf der Bühne auch Laptops benutzen und andere die ausschließlich auf Laptops setzen. Und vielen Leuten scheint das Thema ja auch nicht so wichtig zu sein. Wichtig ist ja, was am Schluss dabei raus kommt.
Aber der Kreis der Leute, die sich für „Analoge Synthesizer Musik“ interessieren scheint in letzter Zeit gewachsen zu sein. Egal ob aktiver Musiker oder Musiksammler, viele legen immer mehr Wert drauf.

F: Ein Laptop öffnet eine Quelle unendlicher Möglichkeiten. Uns ist es lieber, übersichtliches Equipment zu haben und die Eigenschaften des ausgewählten Gerätes, einfach zu nutzen. Ich vermute sogar, dass die gesamte Gesellschaft sehr, oder auch zu sehr technologisiert ist. Die elektronische Szene aber steht der Frage: „Laptop: Ja/Nein“ gemischt gegenüber. Was gerade heute, 2012, noch „handgemacht“ ist, liegt wie eine schaukelndes Schiff, dass mit den kollidierenden Wellen kämpft.

 

sP: Was dürfen wir zu eurem Gig am 28.4. in Leipzig erwarten?

B/F: Im Vergleich zu dem Konzert in der LiWi vor gut 1½ Jahren wird es deutlich energiereicher und man wird merken, dass wir selbst auch sicherer auf der Bühne geworden sind.
Unsere Art ist es nicht „nur eine Show zu geben“ sondern wir feiern und tanzen selbst gerne und sind gespannt auf den Start dieser neuen Partyreihe in Leipzig.

 

Bloodygrave & Die Lust live am 28.4. im Villakeller, Leipzig
Veranstaltungslink: https://www.facebook.com/events/292126414173881/

 

Das Interview führten Lisa R. und Marlen R.

photo by Anastasia Coyto

 

Read 6798 times Last modified on 07/11/2012

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