Interview: Die SP mit Max und Franz von MONOZID im Gespräch

On: 22/12/2012

Seit Mitte Dezember ist das neue Album „A Splinter For The Pure“ erhältlich und so viel sei vorab gesagt: Die Record Release Party, die am 17.12.2012 im Leipziger Z stattfand, war ein voller Erfolg.
Die SP lud deshalb Schlagzeuger Max und Sänger Franz zum Gespräch ein. Dabei ging es um die erfolgreich absolvierte Russland-Tour, die die ein oder andere Überraschung beinhaltete, das Tourleben mit seinen Vor- und Nachteilen und natürlich haben wir auch nachgefragt, worum es in der neuen Platte geht. Was dabei herauskam, könnt ihr hier nachlesen:


SP: Hallo Jungs! Beginnen wir mit eurer Russland-Tour! Wie war es dort?

Franz: Es war auf jeden Fall ein Erlebnis. Alleine deswegen schon, weil es doch deutlich andere Entfernungen sind. Wir mussten letztlich selber fahren, weil uns kurzfristig der Fahrer mit seinem Bus abgesagt hat und das, was wir normalerweise in 14 Tagen auf einer Europa-Tour fahren, in sechs Tagen gefahren sind. Nur mit den zusätzlich erschwerten Bedingungen, dass die Infrastruktur sehr schlecht dort war und uns auch der Schnee zu schaffen machte. Deswegen war die Fahrerei das Anstrengendste an dieser Tour.

SP: Wie hat das russische Publikum auf euch reagiert?

Franz: Wir haben viel positives Feedback erhalten. Das Publikum war sehr gemischt. Gerade in den kleineren Städten. Zu mal da auch nicht wirklich viel los war. In der einen Stadt war z.B. mehr rustikaleres Punkercliente vertreten.
Wie man uns dort erzählte, findet einmal im Monat ein Konzert statt und da gehen dann halt alle hin. Unabhängig davon, ob sie auf Indie, Punk, Rock oder Wave stehen. Die Stimmung war trotz alledem recht gut. Das Publikum war überwiegend extrovertiert. Da wurde von Stagediving bis Pogo alles praktiziert. Das war nicht schlecht.
Max: Ja, an dem Punkt war ich auch überrascht. Das hatte ich so auch nicht erwartet. Ich hatte mit einem eher unterkühlteren Publikum gerechnet, aber die sind teilweise echt krass aus sich rausgekommen. Das war beeindruckend!

SP: Was für Bands habt ihr dort kennengelernt?

Franz: Wir haben mit sehr unterschiedlichen Bands zusammengespielt. Da gab es ein paar Postrock-Bands, Punk-Bands und Indie-Bands. Eine Band, an die wir uns noch erinnern, sind Eeva aus Moskau. Die haben schon in Leipzig, im Atari, gespielt.
Die Bands waren soweit alle ganz gut... bis auf die eine Gruppe...(kurzes Schweigen)

SP: Was stimmte denn bei der Gruppe nicht?

Franz: Das war so eine Gruftieband in St. Petersburg, die waren eher etwas zum Fremdschämen..

SP: Warum das denn?

Max: Die waren einfach unglaublich schlecht. (lacht) Und haben es einfach nicht gemerkt. Die haben sich so überzeugend dargeboten, als wäre es unglaublich gut, aber es war total finster. Alle vier waren total finster. Der Schlagzeuger hat nicht live gespielt, dass Schlagzeug kam vom Band und dann hat er auch noch zusätzlich am Schlagzeug Bewegungen gemacht. Also er hat ernsthaft so getan, als würde er dort draufhauen!
Franz: Die Show des Sängers war  übertrieben. Die Leute waren menschlich bestimmt ganz nett, aber musikalisch? Hm, nennen wir es „schwierig“.
Max: An dem Abend haben auch noch zwei weitere Bands gespielt. Obwohl die eigentlich nicht so meine Richtung waren, konnten sie mich dennoch überzeugen indem sie ihr Show cool und kreativ umgesetzt haben.
Neben den Bands haben wir wirklich viele herzliche, sympathische Menschen kennengelernt, in deren Wohnungen man dann noch lustige Sachen erlebt hat und einfach eine gute Zeit miteinander verbracht hat.
Es gab auch einen Abend, an dem lief es nicht so gut. In der Location gab es ein kaputtes Schlagzeug. Das war nicht so toll, aber selbst danach hatten wir noch sehr viel Spaß mit den Leuten und den Veranstaltern.

SP: Was gab es denn noch für Erlebnisse, abgesehen von einem kaputten Schlagzeug, während eurer Tour?

Max: Das eine Mal hatte ich einen Bürosessel als „Drumhocker“.(lacht) Das Spezielle an dem ist natürlich, dass er Rollen hatte und er mir deswegen ständig nach hinten abgehauen ist während ich gespielt habe. Ich musste das also irgendwie koordinieren neben dem Schlagzeugspielen. Das ist aber nicht der einzige Nachteil gewesen. Der hatte auch noch eine Feder! Ich bin also ständig hoch, runter und nach hinten weg. (beide lachen) Das musste ich immer wieder ausbalancieren. Keine leichte Übung! Das ist ein ganz wichtiger Punkt bei allen Schlagzeugern. Der Hocker muss die richtige Höhe haben, er muss richtig fest sein und er darf vor allem nicht verrutschen. Das war in der Hinsicht das Krasseste, was ich erlebt habe auf der Russland-Tour. Manch einer wäre nicht damit klargekommen. Ich habe schon sehr viel erlebt. Deswegen ging es irgendwie. Hinter mir war ja auch die Wand, da konnte ich auch nicht all zu weit wegrollen. (lacht)
Franz: In der Stadt Kirov kamen wir eines Abends in der Bar an, wo das Konzert stattfinden sollte und dann fuhr erst mal ein Polizeitransporter vor und die Polizisten stiegen mit ihren Hunden aus und dann dachte ich mir schon, dass das Konzert abgesagt werden würde. Letztes Endes haben sie aber nur zum Veranstalter gesagt, dass sie auf dem Heimweg nicht so laut sein sollen und dass sie nicht so viel trinken sollen.
Hinten im Saal standen dann für den Rest des Abends zwei Streifenpolizisten mit Pelzkappe und Mantel und haben das ganze Spektakel beobachtet. Den hat es scheinbar auch gefallen, weil sie nicht in der Kälte rumstehen mussten und einen Grund hatten, im Warmen zu sein. (grinst) Es war schon ein skurriles Bild. Vorne haben die Punkbands gespielt, es wurde Pogo getanzt und hinten stand die Polizei, wobei man sich denkt, dass das schon ein Grund für die russische Exekutive ist, die Veranstaltung aufzulösen, aber es geschah nichts.
Max: Das war auch noch an einem Abend, an dem die Punks am Krassesten abgegangen sind, mit ihrem selbstmörderischen Pogo. Von daher war das ein ziemlich abgefahrenes Bild, das sich uns dort bot. Ab und zu kam mal ein Polizist nach vorne, schaute sich das Ganze aus der Nähe an, grinste süffisant und verschwand wieder in den Hintergrund.
Franz: Nach der „Pussy Riot“-Affäre war es bekannt, dass es nicht leicht werden würde, eine Location zu finden, weil es da nicht wie in Dtl. Clubs gibt, in denen du regelmäßig alternative Konzerte stattfinden lassen kannst. Man muss sich eine Bar anmieten und zuallererst den Barbesitzer davon überzeugen, dass das was du machst, eine ganz tolle, lukrative Sache ist. Es gibt aber viele Barbesitzer die, sobald sie den Begriff „Punk“ hören, nervös werden, weil sie Angst vor möglichem Ärger haben und deswegen keine Bands bei sich spielen lassen, die das Wörtchen „Punk“ im Namen tragen Unsere Konzerte wurden deshalb auch als „Indie-Konzerte“ angekündigt um das Wort nicht zu verwenden.

SP: Welches Fazit schließt ihr aus dieser Tour?

Max: Kann man mal gemacht haben. Es war eine interessante Erfahrung. Definitiv! (grinst)
Franz: Es war schon sehr anstrengend. Wir hatten extrem wenig Schlaf, aber dafür extrem lange Autofahrten. Für sechs Tage ging das mal, aber zwei oder drei Wochen kann man das in dem Stil nicht aushalten. Die Distanzen in Russland sind das Problem. Sie sind wesentlich größer als in Dtl. Man kann schlecht unterwegs irgendwo auf einem Dorf ein Konzert spielen, weil es dort halt kein Publikum gibt. Von daher sollte man vielleicht das nächste Mal mehr Zeit einplanen.

SP: Kommen wir nun auf eure neue Platte zu sprechen. Worum geht es inhaltlich in „ A Splinter For The Pure“?

Franz: Ein paar Lieder wie z.B. „Details (Moving)“ oder „Rita, You Know We`re Doomed“ sind etwas offener gehalten. Fast wie vertonte Gedichte. Impressionen, die keinen konkreten Inhalt haben. Bei „Details (Moving)“ ist die Vorstellung, dass du nachts in einem Zug sitzt, aus dem Fenster schaust und die Dinge vor deinen Augen verschwimmen. Das ist so die Idee dahinter.
Ein paar Stücke sind persönlicherer Natur. Die handeln von weniger schönen Ereignissen, die passieren können. Der Song, der den selben Namen wie das Album trägt, handelt von der Vorstellung, dass geht man von einem positiven Weltbild aus, das Leben erst einmal etwas Schönes ist, aber diese heile Welt jederzeit zusammenbrechen kann. Das kann durch verschiedene Faktoren passieren. Nehmen wir mal an, du hast einen Unfall, durch den du bis zu deinem Lebensende eingeschränkt bleiben wirst oder du wirst von deinem besten Freund hintergangen. Das ist so praktisch die Idee dahinter.

SP: Schreibst du die Texte alle im Alleingang, Franz?

Franz: Ja. Bei „The Desperate“ habe ich mich allerdings etwas von Henry Miller inspirieren lassen. Von einer Passage aus seinem Buch „Sexus“ ist der Refrain übernommen. Nur mit dem Unterschied: Bei uns sind es die Verzweifelten und bei Miller sind es die Verdammten.
Ich fand das sehr passend, deswegen habe ich es adaptiert. Auch wenn es jetzt kein unbedingt positives Bild vermittelt, aber ich empfand es als eine sehr schöne Beschreibung.

SP: Sind die Songs komplett auf Englisch oder haben sich auch, wie bei eurem ersten Album „Say Hello To Artificial Grey“, deutsche Songs etabliert?

Franz: Die Songs sind alle auf Englisch. Das kam so mit der Zeit. Unsere ersten Songs waren ja komplett auf deutsch. Ich empfand es immer als eine Art „Herausforderung“ deutsche Texte zu schreiben
Wenn man davon ausgeht, dass der Großteil des Publikums Deutsch als Muttersprache hat, dann verstehen die die Texte natürlich besser und dann ist der persönliche Anspruch auch ein anderer. Auf Englisch kannst du ja schnell irgendwelche Phrasen aneinanderreihen, ohne dass es jemand mitbekommt, aber wenn es auf deutsch ist, ist es schon etwas schwieriger und darin liegt auch die Herausforderung, nicht so platt zu klingen.
Es gab für mich nur sehr wenige deutsche Textschreiber in der deutschsprachigen Musikszene, die mich mit ihren Texten angesprochen haben.
„Malaria“ fand ich gut oder Anja Huwe von „XmalDeutschland“ auf ihrer ersten Platte. Oder „Blixa Bargeld“ oder Peter Hein von „Fehlfarben“. Es gibt jedenfalls nicht viele, wo ich sagen würde, dass sie gute Texte schreiben.
Das hat sich dann aber mit der Zeit gewandelt, weil es bei Deutsch schon schwieriger ist eine Melodie reinzubekommen. Deutsch klingt vom Klang her härter. Englisch kann man einfach leichter singen. Deutsch klingt oft nach Sprechgesang, aber vielleicht könnte man wieder mal einen deutschen Text schreiben. Das stimmt.

SP: Mein erster Gedanke wäre gewesen, dass englischsprachige Songs im Ausland besser ankommen und ihr deshalb die englische Sprache bevorzugt?

Franz: Das ist gut möglich, wobei gerade viele deutschsprachige Bands im Ausland gut angenommen werden, weil sie wie z.B. „Rammstein“ mit diesem Image spielen. In den 80ern sind „XmalDeutschland“ bei einem englischen Label unter Vertrag gekommen. Vielleicht übt die deutsche Sprache im Ausland einen gewissen Reiz aus, der des öfteren unterschätzt wird.
Englisch wird aber trotzdem die Universalsprache bleiben, denke ich. Ich höre hauptsächlich englischsprachige Musik. Vielleicht es für  mich deswegen etwas naheliegender englische Texte zu schreiben.

SP: Könnt ihr einen Vergleich zwischen eurer erstem Werk und dem zweiten Werk ziehen? Wo liegen die wesentlichen Unterschiede? Was habt ihr bei „A Splinter For The Pure“ anders gemacht?

Max: Das neue Album unterscheidet sich zunächst einmal von seiner Struktur her. Es ist einfacher, klarer, aber dennoch aggressiver. Es ist tempolastiger, einfach knackiger. Unser erstes Album finde ich nach wie vor gut. Es ist sehr atmosphärisch, setzt sich aus mehreren Teilen zusammen und  beinhaltet viele Details, aber insgesamt finde ich es nicht so ausgereift, wie das jetzt bei unserer zweiten Platte der Fall ist. Ich denke, wir haben uns sehr weiterentwickelt. Das Album hatte mehr Zeit zum Reifen, die Songs passen besser zusammen. Es zieht sich eine klare Linie durch. Es ist in sich sehr stimmig.
Beim ersten Album gibt es Dinge wo ich im Nachhinein behaupten würde, dass es jetzt nicht so ideal war, sie so umzusetzen. Jetzt, mit dem nötigen Abstand, kann ich das sagen. Damals habe ich das vielleicht noch etwas anders gesehen.

SP: Worum geht es in dem Song „A Room For The Damned“?

Franz: Es geht darum, wie man sich gegenüber gesellschaftlichen Normen verhält. Ob man ein geregeltes Leben führt, arbeiten geht, eine Familie gründet, den klassischen Weg einschlägt oder ob man sich für einen nicht so konformen Lebenstil als Künstler entscheidet, bei dem es nur darum geht, seine Kreativität auszuleben. Es gibt da verschiedene Möglichkeiten.
Beide Wege haben Vor- und Nachteile. Es gibt keinen guten und keinen schlechten Lebensweg. In dem Lied geht es dabei um zwei Personen. Der eine ist der klassische Businessmann und der zweite stellt eher einen Linksalternativen dar, der sich dem anderen Lebensstil verweigert. Bei beiden stellt sich die Frage: Bin ich glücklich? Alles spitzt sich im Verlauf dramatisch zu.
Das Sprachproblem hat aber auch hier eine Rolle gespielt. Ich erzähle von einem „black man“.Ich dachte dabei an den schwarzgekleideten Linksalternativen, der sich so ein bisschen konträr zur Gesellschaft stellt. Im Englischen meint „black man“ aber den Afroamerikaner, was mir dann erst im Studio aufgefallen ist und dort war es dann schon zu spät um es umzuändern. (beide lachen) Das ist ganz grob die Geschichte.
Es ist auch ein Konflikt der innerhalb der Band herrscht. Wir können von der Musik nicht leben. Wollen wir ein Stück weit vielleicht auch nicht, obwohl es auch nicht negativ wäre. Wenn man aber sieben Wochen auf Tour geht, lässt sich das mit einem geregelten Berufsleben nicht vereinbaren und man muss halt eine Lösung finden, wie man sein Leben auf die Reihe kriegt.

SP: In welchem Zeitraum ist das Album entstanden?

Franz: Wir sind seit Anfang 2010 ein Trio. Es funktioniert ziemlich gut. Wir sind auf die Essenz, reduziert. Das Gesamtpaket ist insgesamt kompakter. Ich habe mir das Bassspielen beigebracht und auch das Songwriting habe ich quasi nochmal neu angefangen. Die Split-Single war das erste Werk, das wir drei zusammen geschrieben haben. Die Songs zu „ASFTP“ haben wir im Sommer 2010 begonnen. Wir wollten es ein Jahr später bereits aufnehmen, aber dann kam Max` Unfall dazwischen. Daraufhin mussten wir ein halbes Jahr pausieren. Deswegen haben wir die Platte erst dieses Jahr aufgenommen. In der Zwischenzeit entstanden dann auch ein paar neue Lieder, was im Nachhinein sehr gut war.
Max: Im Endeffekt sind nochmal drei neue Songs entstanden, die es auf die Platte geschafft haben  bzw. drei andere Songs ersetzt haben. Ich bin der Meinung, dass alle drei Songs ausgezeichnete Kompositionen sind, die das Album auf jeden Fall bereichern.
Es war kein Glücksfall (beide grinsen) aber dadurch ist die Platte jetzt um 30 Prozent ausdrucksstärker.

SP: Was passiert mit den Liedern, die es nicht auf das Album geschafft haben?

Franz: Wir haben noch nichts Konkretes geplant- Wenn wir wieder Songs schreiben, dann werden wir wieder bei einem neuen Punkt anfangen. Ich bin kein Fan von Bands, die das selbe Album nochmal neu aufnehmen. Ich betrachte ein Album eher als ein abgeschlossenes Kapitel. Ich möchte nicht an dem selben Punkt weitermachen, wo ich aufgehört habe sondern nochmal von ganz wo anders anfangen. Eine andere Richtung einschlagen. Es kommt immer darauf an, wo man hin will. Soll es poppiger klingen oder doch eher elektronischer? Oder machen wir eine EP mit drei sperrigen Instrumentalsongs? So etwas spielt halt eine Rolle.
Da es um Songs geht, die älter als das Album sind, denke ich nicht, dass wir sie nochmal aufgreifen werden.

SP: Möchtet ihr auch in ferner Zukunft als Trio bestehen oder sucht ihr derzeit nach einem Bassisten?

Max: Ich kann es mir momentan nicht vorstellen. Uns gibt es jetzt 10 Jahre. Wir haben zwei Alben veröffentlicht. Es gibt manchmal Leute die fragen: „Zwei Alben in 10 Jahren?“ Ist ja jetzt auch nicht wirklich viel. Das liegt aber einfach daran, dass wir viel Zeit damit verbracht haben, Leute einzuarbeiten, was dann meistens doch nicht funktioniert hat oder das es menschlich nicht gepasst hat. Dadurch hat man im Schnitt wieder ein halbes oder ganzes Jahr verloren. So sind die Jahre ins Land gegangen. Mir fehlt mittlerweile einfach das Vertrauen. Selbst, wenn die Person sympathisch wäre. Eine Grundskepsis bleibt aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre bestehen.
Franz: Was ich mir eher vorstellen könnte, wäre eine Kollaboration mit einer anderen Band oder einem anderen Künstler.

SP:Denkt du da an jemand speziellen?

Franz: Wir hatten uns so etwas schon mal überlegt, aber konnten es aus Zeitgründen bisher noch nicht verwirklichen.
Wir waren  mit der Band „Velvet Condom“ im Gespräch, aber das ist auch schon zwei Jahre her. Es scheitert ja schon am gemeinsamen Auftreten, weil es terminlich einfach noch nicht passte.
Aber das könnte ich mir gut vorstellen. Mit Musikern zusammenzuarbeiten, die aus einer anderen Richtung kommen und zwei verschiedene Stile miteinander zu verbinden.
Im Vordergrund steht jetzt aber die Tour, sodass wir damit erst einmal völlig ausgelastet sein werden und vielleicht nach der Tour uns nochmal deswegen zusammensetzen werden.

SP: Eure anstehende Tour führt euch durch Frankreich, Spanien, Belgien und Portugal. Was für Vor- und Nachteile bringt das lange Touren mit sich?

Max: Ich sehe einen Vorteil, im Vergleich zu Wochenendgigs darin, dass man nach drei Gigs richtig schön eingespielt ist und vieles einfach automatisch abläuft, was jetzt das Konzert an sich betrifft.
Man ist dann richtig eingespielt. Das ist ein Vorteil. Das macht mir persönlich sehr viel Spaß. Ich spiele dann auch wirklich gerne jeden Abend ein Konzert und einen freien Tag dazwischen mag ich gar nicht so.
Franz: Ich mag die Vorstellung in den Bus zu steigen und dann drei Wochen lang rumzufahren. Es gibt mir so ein Freiheitsgefühl, welches ich ziemlich genieße. Jeden Tag sieht man einen anderen Ort und trifft zu 99 Prozent nette und interessante Leute und wird in der Regel herzlich willkommen. Nachteile?
Max: Irgendwann kriegt man Heimweh.
Franz: Ja, das stimmt. Der Nachteil ist, wie kümmern uns um die Organisation völlig alleine. Wir besitzen ja kein großes Label oder keine Agentur, die das für uns übernimmt. Wir sind halt darauf angewiesen, dass die Veranstalter vor Ort sich um alles kümmern und dass die Leute von den Konzerten erfahren.
Ich hatte leider ab und zu das Gefühl, dass du in einer Stadt spielst, wo über 500.000 Leute wohnen und dann 20 Leute, die mit der Musik gar nichts anfangen können, das einzige Publikum darstellen. Dabei denke ich mir dann, dass da draußen bestimmt 50 oder 100 andere Leute rumlaufen, denen die Musik zusagen würde und die total Bock auf das Konzert gehabt hätten, aber einfach die Band nicht kennen und auch nichts von der Veranstaltung mitbekommen haben. Das ist schon manchmal echt schade. Insgesamt habe ich aber das Gefühl, dass es allmählich besser läuft. Mit der Zeit sammelt man ja auch Erfahrungen und Kontakte. Ich bin davon überzeugt, dass die kommende Tour sehr gut laufen wird.

SP: Die momentane Situation sieht ja so aus, dass die Plattenverkäufe stetig abnehmen. Die Haupteinnahmequelle Konzerte sind und die Bands deshalb öfters und länger auf Tour gehen müssen, um zu überleben. Bleibt denn da überhaupt noch Zeit für das Songwriting?

Max: Es stimmt schon. Es gibt Phasen wie in diesem Jahr, die sind extrem. Dieses Jahr ist viel Zeit für die Vorbereitung auf die Russlandtour, die Record Release Party, die Vorbereitung für das Aufnehmen der neuen Songs draufgegangen. Auch wenn diese schon lange geschrieben waren,  haben wir in der ganzen letzten Zeit nur einmal gejammt. Ansonsten war einfach keine Zeit da um an das Songwriting zu denken. Nach der Tour wird der ganze Druck erst einmal weg sein. Die Platte ist raus. Die Zeit nach der Tour bis zur nächsten Tour wird vielleicht auch knapp bemessen sein, aber da werden wir uns dann wieder verstärkt dem Komponieren neuer Songs widmen. Es ist unheimlich wichtig sich zusammenzusetzen und über das, was man macht oder machen will zu reden. Diese Zeit fehlt leider all zu oft. Es ist phasenabhängig. Momentan bereiten wir alles für unsere Tour vor.
Franz: Wenn man alles selber macht ist der Arbeitsaufwand immens. Da bleibt der Spaß leider oft auf der Strecke und das ganze Projekt „Band“ bekommt den Charakter eines „Kleinunternehmens“. Das kann teilweise belastend sein. Auch der freundschaftliche Aspekt des Miteinanders leidet darunter. Man ist die ganze Zeit am Proben, nebenbei schreibt man tausende von E-Mails an Veranstalter und Presseleute oder man ist damit beschäftigt, irgendwelche Websiten zu programmieren. Auch das gehört dazu.
Es bringt ja auch Vorteile mit sich, dass wir das alles selber machen. Du hast ein großes Maß an Kontrolle über das was du machst. Es ist persönlicher, wenn du einen Veranstalter direkt kontaktierst, anstatt es über einen Booker oder eine Agentur machen zu lassen.
Ich habe schon bei großen Bands beobachten können, wie das dann so abläuft. Wie sie mit ihren großen Tourbussen vorgefahren kommen und die Gestaltung des Abend komplett von deren Managern durchgeplant ist. Dabei findest du dich aber in einer Dienstleisterrolle wieder und das als Musiker! Ob das immer so gut ist, wage ich zu bezweifeln. Also ich hätte keine Lust darauf. Wahrscheinlich stumpft man dann irgendwann ab und jeder Abend ist wie der andere. So finde ich es doch schöner, wenn man einen persönlichen Bezug zu den Dingen hat.

SP: Was unterscheidet euch von anderen Bands?

Max: Wir touren relativ viel für eine Band, die unbekannt ist. Wir versuchen musikalisch immer wieder neue Elemente in unsere Songs einzubauen und nicht den typischen Post Punk-Stil zu verfolgen. Wir machen unser eigenes Ding daraus. Interpretieren vieles neu und auf unsere Art und Weise.
Franz: Ich habe dadurch das Gefühl, dass wir immer zwischen den Stühlen sitzen. Für die Wave-Szene sind wir manchmal zu punkig, für die Punk-Szene sind wir zu poppig. Wir sind also irgendwas dazwischen; was darauf zurückzuführen ist, dass wir alle ganz unterschiedliche Einflüsse in die Musik gebracht haben. Allgemein gesagt kommen wir alle aus der Gothic-Szene, haben aber auch einen ausgeprägten Punk-Background. Wir haben somit einen Mix aus verschiedenen Einflüssen.
Ich finde dabei die Aufsplittung der Subkulturen etwas nachteilhaft, weil es meiner Meinung nach wenig Überschneidungen gibt. Wir haben damals mit dem Veranstalten von Batcave-Partys im Jahr 2000 angefangen und wurden dort als „Grufties“ schief angeguckt. Das Image hängt mir noch etwas nach. (grinst)
Der Post Punk-Sound mit Wave-Einfluss ist klar zu erkennen, aber bei unserer ersten Platte kann man noch einen dominierenderen Post Rock-Einfluss raushören und auch ein wenig Indierock.
Die aktuelle Platte ist dagegen noisiger und vielleicht auch etwas punkiger.
Weiterentwicklung ist uns wichtig. Immer das Selbe zu machen, wäre ja langweilig.
Ich höre ja auch total unterschiedliche Musik, die sich auch auf Monozid auswirkt.
Als Teenager gab es für mich nur Goth Rock und ein bisschen New Wave und Punk und das hat sich später wesentlich erweitert. Ich höre zwar immer noch überwiegend Musik aus den 80ern, aber das kann auch Hip Hop, Metal oder Hardcore aus den 80ern sein. Darüber hinaus höre ich auch noch andere Musik. Der persönliche Musikgeschmack wirkt sich immer auch auf die Musik aus, die man selber produziert.
Nimmt man Post Punk als Beispiel, so war dieses Anfang der 80er ein total vielfältiges Genre.Gerade durch das Post Punk-Revival bin ich innerhalb des letztes Jahres auf einige Bands gestoßen, die ich vorher noch nicht kannte und ich finde immer wieder irgendwelche spannenden Interpreten.

SP: Denkt ihr, dass Post Punk eine Zukunft hat oder das diese gefährdet ist?

Max: Post Punk ist tot! (beide lachen)
Es geht immer hoch und runter. Es gibt Phasen, da steigt die Nachfrage und dann gibt es Phasen, da interessiert sich kaum jemand dafür.
Man denkt, das gibt es nicht mehr, dabei existieren noch Bands, die sich damit beschäftigen und es spielen, aber es über ihre eigenen vier Proberaumwände nie hinausschaffen werden.
Manchmal bricht auch ein Art „Hype“ aus und alles wird als Post Punk bezeichnet.

SP: Möchtet ihr euren Fans zum Abschluss noch etwas sagen?

Franz: Kommt zahlreich zu unseren Konzerten, erzählt euren Freunden und Bekannten von uns. Schreibt uns eine E-Mail, kauft euch eine schöne Platte!

Max: Gründet eine Post Punk Band! (grinst)

SP: Vielen Dank für das Interview!

 

Das Interview führte Nadja Koitzsch

 

 

 

Foto: Laura/Quelle: http://home.arcor.de/monozidmediakit/pics.html

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