Interview: Second Version - "Der Blick zurück nach vorn"

On: 12/02/2012

Wie kaum eine andere Band verstehen es Second Version, elektronische Musik und Emotionalität zu einem Klangteppich zu verweben, auf dem es sich ebenso gut tanzen wie nachdenken lässt.

Ob Songs über familiäre Abgründe („24 Hours 24 Years“ über den Fall Fritzl), Naturkatastrophen („Stein“) oder Trennungsschmerz – immer treffen Sozialkritik und Tiefgang auf clubtauglichen Synthie-Pop, der zu begeistern vermag. Vor einigen Jahren noch als Geheimtip gehandelt, ließen Auftritte beim Wave Gotik Treffen und als Vorband von Solar Fake die Fangemeinde rasch wachsen. Nach der auch kommerziell erfolgreichen Veröffentlichung ihres dritten Albums „Emotionfilled Electronics“ beschreitet die Band 2012 neue Wege und wagt ein Jahr vor dem zehnjährigen Jubiläum die Retrospektive. Wer jetzt an ein Best-Of Album denkt, liegt falsch: die Magdeburger Formation um die Cousins Andy und Mario Langbrandtner wird auf ihrem neuen Album dem Bandnamen gerecht und hüllt die beliebtesten Songs in völlig neue Klanggewänder. Grund genug also, mit Mario einen Blick auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Band zu wagen.

 

sP: Am 17. Februar erscheint euer neues Album „Zeitreise“, vollgestopft mit Remixen namhafter Kollegen (u.a. Wort-Ton, Unique Strain, Fabrik-C) und einiger neuer Arrangements von eurer Seite. Wie kam es zu dieser Idee? Gab es vorher schon Zusammenarbeiten mit den beteiligten Bands und Künstlern?

SV: Der ausschlaggebende Punkt war die Band Unique Strain, die für ein Lied auf ihrem neuen Album gesangliche Unterstützung von Andy haben wollten. Wir hatten dann schnell die Idee, dass sie auch für uns ein Lied remixen könnten. Bis zu dem Zeitpunkt gingen wir jedoch nicht davon aus, ein Remix-Album zu erstellen. Wir wollten Ende des Sommers letzten Jahres eine Maxi machen, mit einem Remix und vier neuen Songs als Vorboten für unser neues Album. Wir hatten jedoch bei einem früheren Treffen mit FabrikC auch schon eine Zusage für einen Remix erhalten. Damit waren es schon zwei! Letztendlich hatten wir so viel Unterstützung von anderen Bands, dass daraus ein ganzes Album wurde. Der Zusammenhalt und die Hilfe, die uns entgegen gebracht wurde, ist nach wie vor für uns unfassbar!!!

sP: Euer erstes Album "Schwarzer Engel" (VÖ: 2008) hättet ihr nach eigener Aussage "am liebsten eingeäschert".

SV: Richtig! Unser erstes Album ist sowohl textlich, als auch klanglich und musikalisch in keinster Weise ausgegoren!

sP: Wie würdet ihr selbst die musikalische (Weiter)Entwicklung von Second Version beschreiben?

SV: Wir achten jetzt viel mehr auf aussagekräftige Inhalte der Songs, ob offensichtlich oder als geschickt verpackte Botschaften zwischen den Zeilen. Die Weiterentwicklung würde ich letztendlich auch auf eine gesteigerte Sound-Qualität beziehen, die durch das Mastering von K. Bohlmann in den Vordergrund gesetzt wird.

sP: Gänzlich neu war auf jeden Fall der Sound, der auf eurer letzten Single „Over the Hills (and far away)“ zu hören war. Wieso habt ihr euch speziell für die Neuinterpretation eines über 300 Jahre alten englischen Soldatenliedes entschieden? Wird es Ähnliches in Zukunft öfter zu hören geben?

SV: Wir haben schon immer das gemacht, worauf wir Lust hatten. "Over the Hills" fiel uns durch Zufall in die Hände und es war genau Andys Stimmlage. Nach kurzem Überlegen entschlossen wir uns, das Lied zu covern. Dass am Ende sogar ein Videodreh stehen würde, war nicht abzusehen.

sP: Ihr singt auf Deutsch und Englisch. Gibt es Themen oder Gefühle, die sich in der einen Sprache besser als in der anderen ausdrücken lassen? Beeinflusst das vielleicht auch die Arbeit am Songmaterial, also zum Beispiel deutsche Texte für melancholische, ruhigere Songs („Stein“), englische Lyrics in Kombination mit Gesellschaftskritik und eher krachenderen Beats („Black Gold“)?

SV: Ja, da triffst du schon den Punkt. Deutsche Texte wie „Stein“, „Augenblicke“ oder auch „Im selben Boot“ wären auf Englisch nie von uns so umgesetztwurden - das liegt aber auch daran, dass Andy auf Englisch ganz anders singt.

sP: Ende letzten Jahres habt ihr euren Fans die Möglichkeit gegeben, eure ersten beiden Alben frei herunterzuladen. Künstler wie die Nine Inch Nails stellen ihre Musik schon seit einigen Jahren kostenlos ins Netz. Wie wichtig sind Online Exclusive-Veröffentlichungen für euch? Hat der traditionelle CD-Markt in euren Augen überhaupt noch eine Chance?

SV: CDs werden auf Konzerten immer eine große Nachfrage haben - allein schon, weil man drauf unterschreiben kann!! Im Laden jedoch könnte ich mir vorstellen, dass der Markt rund um den Silberling weiter schrumpft.

sP: Apropos Konzerte: als Leipziger freuen wir uns natürlich sehr, dass ihr Altenburg als Veranstaltungsort für den Auftakt eurer „Zeitreise“ Tour 2012 gewählt habt und auf euer Homepage verkündet,„Wir entern die wichtigste Region der Szene!“. Was macht diese Region - und vor allem die Szene hier - für euch so speziell und wichtig?

SV: Um es kurz zu fassen: wir haben in Sachsen die meisten FREUNDE!!! Und wir freuen uns jedes Mal über die Herzlichkeit, die uns hier entgegen gebracht wird.

SP: Wir finden: zu Recht. Und bedanken uns ganz herzlich für das Interview!

(Das Interview führte Anja H.)

Tourdaten 2012

24.03.2012 Our Darkness-Festival/ Bischofswerda
12.05.2012 Oberhausen
08.06.-10.06.2012 BizARTica Festival 2012/ Meßkirch-Menningen
07.07.2012 Xanten
26.10.2012 Hellfire of Darkness-Festival 2012/ Magdeburg

http://www.secondversion.de/

Read 4281 times Last modified on 07/11/2012

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