Nach der Begrüßung durch Herrn Bernemann und einem kurzen Abrisse zum Inhalt und Aufbau seines neuen Romans, ging es direkt an´s „Eingemachte“. Das kann man durchaus wörtlich interpretieren, denn in dem zuerst gelesenen Kapitel handelte es sich u.a. um eine detaillierte Beschreibung des Ausscheidungsvorganges eines in die Jahre gekommenen Ehemannes, während sich seine im selben Zimmer anwesende Ehefrau lieber an dem Blick aus dem Fenster erfreut.
„ Verdauungsmorast“ und „Fleischfläche“ waren dabei nur zwei von vielen einprägsamen Wendungen, die die Szenerie illustrierten. Trotz erheiterndem Effekt auf das Publikum merkte Herr Bernemann an, es sei nicht ausschließlich das Ziel des Textes zu unterhalten oder zu erheitern und überhaupt sei der Spaß in der Literatur echt vorbei. In den weiteren zwei vorgetragenen Kapiteln kam diese Aussage zu tragen: die stumpfsinnige „Piep-Schieb“ Arbeit der Kassiererin Sybille und das Leben eines Autors aus dem 3. Stock rechts, der sich meist von Dosenbier und Brötchen ernährt, wurden vorgestellt. Passend zum regen Konsum von Zigaretten des Publikums, verabschiedete sich Dirk Bernemann mit einem Lobgedicht auf rauchende Frauen von der ersten Hälfte der Lesung.
Nach einer 15 minütigen Pause nahm der Autor wieder seinen Platz ein und stellte sogleich dem Kinderbuchklassiker „Max und Moritz“ seine eigene moderne Version „Max und Murat“ entgegen. Was man sich bei Bernemann darunter vorstellen kann? Eine im ähnlichen Reimstil verfasste Darstellung zweier Jugendlicher, deren gesellschaftliche Herkunft ebenso beschrieben werden wie die Erlebnisse der beiden. Aufgrund der typisch direkten und bitterbösen Wortwahl gab auch dieser Text Anlass zum Amüsieren. Im weiteren Verlauf der Lesung gab Herr Bernemann Hörproben verschiedenster bisher unveröffentlichter Texte, Gedichte und Geschichten, die sich so im Laufe der Jahre bei ihm angesammelt haben. Einige davon können nachgelesen werden in den Zusammenstellungen "Therapiebedarf" und "Kotzen am Gefühlsbuffet." Zur Auswahl gehörten noch u.a eine Anekdote aus Bernemanns Jugendzeit, hier eine Erinnerung an die Zeit in einer „schrammligen“ Punkerband, die aussageunterstreichend im Stehen vorgetragen wurde. Desweiteren die Weltuntergangsversion, „Apokalypse ist was du draus machst.“, passend zum bald nahenden Stichtag, dem 21.12.2012.
Zum Abschluss verwies Dirk Bernemann auf einen kleinen Nebentisch, auf dem einige Exemplare seines neuen Romans und die oben erwähnten Textzusammenstellungen erworben werden konnten. Oder um es mit seinen Worten zu sagen: „Das ist die gute Seite des Kapitalismus“. Nach einer herzlichen Danksagung war die 2 ½ stündige Lesung offiziell beendet. Wer Interesse hatte, bekam die Möglichkeit sich im persönlichen Gespräch mit Herr Bernemann über das Gehörte auszutauschen.
Hoffentlich wird es in naher Zukunft erneut eine Zusammenkunft dieser Art geben, denn die lebhafte Vortragsweise und seine belustigenden Anmerkungen beim Lesen sind einen Besuch auf jeden Fall Wert!
Text: Monika G.
Am 22.November, 20:00 Uhr war es so weit: Dirk Bernemann zu Gast im Helheim! Oder anders ausgedrückt: Gemütliche Metalkneipe in Leipzig - Plagwitz trifft auf „Anti-Pop“ Literat aus Berlin Kreuzberg. Herr Bernemann dürfte vielen u.a. bekannt sein als Verfasser der „Ich hab die Unschuld kotzen sehen“ Bände. Mitnichten war Herr Bernemann das erste Mal on Tour mit seiner Literatur in Leipzig, bereits 2008 durfte man seinen mitgebrachten Texten lauschen. Nur gab es dieses Mal ein zahlreicheres Publikum, wie er selbst feststellte. Im „künstlerischen Nebenzimmer“ des Helheims wurde seiner Literatur Raum gegeben. Mit ca 50 Anwesenden war die Veranstaltung auch sehr gut besucht, so gut besucht, dass Fensterbank und ein Teil der Bühne als Sitzplätze herhalten mussten. Sein bisheriges Repertoire von Werken wird nun, 13 Monate nach der letzten Veröffentlichung („Trisomie so ich dir, August 2011) um ein Neues erweitert: „Asoziales Wohnen“, welches im Folgenden auszugsweise vorgestellt wurde.
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