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Konzertbericht Boppin'B - Moritzbastei

On: 11/01/2011

Die Moritzbastei ist ja eher kein Anlaufpunkt für Rockabillys und -bellas, dennoch fand sich am vergangenen Samstag ein kleines aber feines Publikum in der Veranstaltungstonne der ehrwürdigen alten Stadtmauer ein. Was am Anfang nach einer mau besuchten Veranstaltung aussah, wandelte sich nach den ersten Takten der Aschaffenburger Band Boppin'B in einen freudigen Tanzabend. Im Rockabilly-Wonderland bewegen sie sich zwischen Rock'n'Roll, Country und Ska. Das Ganze klingt wunderbar erfrischend. Und trotz dessen, dass die Boys aus ihrer „sexuell aktiven Phase heraus sind“ (haha!),mittlerweile 10 Alben und über 4000 Konzerte zu verbuchen haben, war es vielleicht gerade deshalb ein Konzert-Erlebnis ganz besonderer Art für mich. Die Musik war in ihrem Abwechslungsreichtum so hörenswert, wie die Bühnenshow sehenswert – nach 25 Jahren Bandgeschichte keine Spur von Müdigkeit. So gab es instrumental-artistische Einlagen, ausgeprägte Theatermimik und extrem tanzbaren Rockabilly auf Augen und Ohren. Die Jungs haben das, was man bei vielen anderen Livebands schwer vermisst: Humor, gutes Aussehen und neben der ordentlichen Portion Pomade im Haar – Charisma!

 

 

Dass es sich bei dieser Band um absolute Bühnenprofis handelt, merkte man auch bei den etwas ruhigeren Schunkelsongs und Coverversionen. Diese kamen unter anderem von ihrem Popularitätsschieber Sasha, alias Dick Brave. Versionen von If you believe, King of the Bongo und Roxettes' The Look stellen die Originale locker in den Schatten. Die fünf Rockabillys legten sich aber auch mit eigenen Sachen so richtig ins Zeug. Während des Songs Ein toller Tag (wir spielen heut im Mädcheninternat) erblickt man im Publikum grinsende Gesichter, wippende Tollen und unserer Tanznachbarin musste sogar ihre wund getanzten Füße von den knallroten Pumps befreien. Am altersmäßig stark gemischten Publikum erkennt man die Popularität dieser Band – Rockabilly kennt eben kein Alter und schon gar keine Falten.

Einen weiteren Sympathie-Daumen bekommt die Band für ihre Eigen-Titulierung „Scheiß Kapelle“, welche sie sich auf die Frage „Do you feel alright?“ immer wieder zurufen ließen. Die Band um Frontmann und Sänger Michael verbreitete ein Feuerwerk ausgelassener Stimmung. Diese riss alle Beteiligten in eine Salon-Tür schwingende Rock'n'Roll Zeit der wilden 50er Jahre und hinterlies nicht nur bei mir einen bleibenden Eindruck. Da wünscht man sich glatt zurück in die Zeit der heißen Autos, sexy Männer in Lederjacke und Milchshake-Nachmittage im Diner. Mit einem augenzwinkerndem und flirtendem „I love you“ verließ der Sänger Michael nach der Zugabe die Bühne und irgendwie waren wir etwas traurig, als wir wieder ins Jahr 2011 zurück mussten.
Wer diese Band einmal live erlebt hat, der wird sich ein nächstes Konzert keinesfalls entgehen lassen. Und an alle, die Boppin'B noch nicht live erlebt haben, sei dies hiermit wärmstens empfohlen.
Tipp: Unser persönlicher Lieblingstitel Take me away: unbedingt anhören und mitwackeln ;)


Text: Coco Darlin | Streulicht

Bandmitglieder:
Gesang, Gitarre | Michael Treska
Kontrabass | Didi Beck
Gitarre | Golo Sturm
Schlagzeug | Thomas Weiser
Saxophon | Frank Seefeldt

 

 


 

 

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Jens Witt

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