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10.05.2014 - Lennart von Sono im Interview @ Darkflower

On: 13/05/2014

Lennart von Sono im Interview

Ein Singer Songwriter über seine Premiere als DJ, Castingshows und Werbekompositionen 

Lennart A. Salomon ist  ein Hamburger Musiker, dessen ganzes Leben ein Streben nach einer Karriere als Musiker war. Er  hatte als Kind klassischen Klavierunterricht, spielte Schlagzeug und nun Gitarre, spielt in mehreren Bands und komponiert Musik für Funk und Fernsehen. In Leipzig wird Lennart regelmäßig für seine Auftritte mit der Electropopband SONO gefeiert, die 2001 ihren Durchbruch mit „Keep Control“ feierte. Die Schwarze Presse hat Lennart vor seinem DJ-Debut getroffen und mit ihm über sein Leben als Musiker gesprochen.

 Heute ist ja Eurovision Song Contest, mit dem konkurrierst du, warum sollen die Leute ins DF kommen und dich als DJ anhören?

Weil es bei mir lustigere Szene zu erleben geben wird, weil ich noch nie aufgelegt habe. Das ist tatsächlich meine Premiere als DJ.

Wie hast du dich vorbereitet?

Ich habe mir eine DJ-Software gekauft und tatsächlich drei Wochen lang geübt. [lacht] Und ich habe meiner Band und befreundeten Produzenten, Daniel Meyer und André Winter, gesagt: Schickt mir doch mal Tracks! Die habe ich dann  gesammelt, mir ein Set überlegt und schlicht und einfach geübt.

Und, bis du aufgeregt?

Ja!

Warum hast du dir dafür dass Darkflower ausgesucht, warum findet die Premiere in Leipzig statt?

Marko hat mich gefragt. Ich hätte das von mir aus nicht gemacht, denn in der Band Sono gibt es ja einen DJ, den Martin. Der macht seine Sache sehr gut und es gibt halt eine klare Rollenverteilung. Ich bin Gitarrist, Sänger und eben Songwriter, also hab ich Marko geantwortet: Ich glaube nicht dass du das willst, weil ich erstens kein DJ bin und zweitens einen schrägen Musikgeschmack habe, aber mach mir ein Angebot. Und er sagte: Ich glaub das wird lustig und das machen wir! Also bin ich hier.

Kannst du die aktuelle Popszene bewerten, kennst du dich aus?

Ich hab mir in den letzten Wochen viele Platten gekauft, kann dir aber nicht sagen, was in den Charts grad auf Platz eins ist. Ich habe mich tatsächlich in den letzten zwei Jahren komplett vom aktuellen Musikgeschehen abgekoppelt. Mir geht es gut dabei, weil ich damit angefangen habe, zu überlegen, was ich gern machen will, was ich gern höre und was ich für gute Musik halte.  Bei mir ist es Jarle Bernhoft, ein Typ aus Norwegen der sich mit einer Gitarre und Loopstation komplette und extrem funkige und soulige Arrangements baut. Das ist ja eigentlich die Musikrichtung, wo ich herkomme. Achja, und das neue Marteria-Album find ich toll. Super Produktion, super Songs, super Texte, voll geil!

Die Medienwelt ist ja voll von Musikshows. Der Eurovision Song Contest, DSDS, Popstars, The Voice… interessierst du dich für solche Shows oder lassen die dich kalt?

Es gibt da Unterschiede. Der Eurovision Song Contest geht mir irgendwo am A… vorbei – Entschuldigung – aber es ist lustiges Entertainment. Die Grundidee von dem Wettbewerb find ich prinzipiell gut, weil das der einzige Wettbewerb ist, in dem es um den Song geht. Das finde ich grundsätzlich als Songschreiber natürlich spannend.

Zu Castingshows an sich habe ich hingegen ein sehr gespaltenes Verhältnis. Es gibt viele, da kommt einfach nichts bei raus. Da geht es nicht um die Musik und der Künstler und die CD sind letztendlich nur Merchandise zu der Show. Es gibt aber auch gute Künstler wie Max Mutzke oder Lena und - seien wir ehrlich, alles was durch die Schmiede von Stefan Raab gegangen ist. Die können auch Musik machen und mit vielen von denen habe ich schon gearbeitet und weiß, dass da Potential dahinter ist. Ich finde jedoch dass es klüger und netter ist, wenn ein Musiker sich fernab von Castingshows bewährt.

Du hast für Nivea und für Mobile.de Auftragsarbeiten gemacht und bist Co-Komponist der Werbespots. Guckst du nun bewusst Werbung und freust dich, wenn „dein Spot“ kommt?

Nein, überhaupt nicht. Es ist so, dass das Musikmachen für die Werbung spannend ist, weil es die Sinne schärft. Es ist hauptsächlich Handwerk, es geht darum etwas nachzubauen, eine Stimmung zu erzeugen und sehr komprimiert innerhalb von 30 Sekunden Stimmung rüberzubringen. Da lernt man unglaublich viel über das Handwerk des Produzierens. Du bekommst Vorlagen und fängst dann analytisch an, den Song zu sezieren. Was für Sounds sind da? Was für Instrumente haben was gespielt? Wie baue ich das nach ohne zu kopieren? Aber ich muss trotzdem zugeben, dass ich als Konsument sobald Werbung kommt, zuerst einmal den Ton ausmache.

Wolltest du früher in der Jugend eher Feuerwehrmann, Schauspieler oder Bäcker werden oder hattest du schon immer den Traum, Musiker zu werden?

Es war ganz lange ein Traum aber irgendwann kommt man ja dazu zu überlegen, wie man diesen Traum verwirklichen kann. Dann kamen die ersten Schülerbands, da habe ich Blut geleckt und fand Livespielen geil. Während meiner Lehre habe ich dann beschlossen: Egal was jetzt kommt, ich will mit der Musik Geld verdienen!

Du hast es geschafft, vom Musikmachen zu leben. Was reizt dich daran? Ist es das Songschreiben, die Liveauftritte, Auftragsarbeiten...?

Ich glaube es ist der Mix aus allem. Was mir so daran gefällt ist, dass das Aufgabengebiet eines Musikers so umfangreich ist. Du machst mit verschiedenen Menschen Musik und erschaffst Etwas aus dem Nichts. Wenn du Songs schreibst und produzierst, können magische Momente entstehen. Dann gibt es aber auch die andere Seite, den Liveauftritt. Es ist wichtig, dass du Feedback zu deiner Arbeit bekommst. Im Studio kannst du stehen und den Song abfeiern, aber wenn bei einem Liveauftritt 5000 Fans stehen und das Ding abfeiern, das ist dann Energie, die du zurück kriegst und die ein Vielfaches mehr als das ist, was du reingesteckt hast.

Was war denn dein denkwürdigstes Livekonzert bisher?

Da muss ich an die 6. Darkflower Live Night hier denken, da waren wir das erste Mal Headliner. Tatsächlich haben wir  mit Sono eine spezielle Beziehung zu Leipzig, wir haben hier jetzt vier, fünf mal gespielt und haben nicht ohne Grund eine Liveplatte in der Moritzbastei aufgenommen, wo wir wie Popstars gefeiert wurden. Da haben wir gemerkt, dass die Dinge die wir uns ausgedacht haben, gut funktionieren. Der klassische Stimmungsaufbau, der Sänger kommt zuletzt auf die Bühne…  Als ich von der Bühne gegangen bin hatte ich einen Tinnitus – nicht von dem Lärm auf der Bühne sondern von dem davor – unfassbar!

Aber auch das NCN vor ein paar Jahren war sehr denkwürdig. Als wir dort gespielt haben, spätabends, hat es so unfassbar geregnet und gewittert, dass wir nur noch gesehen haben, dass überall um uns das Licht ausging.  Alles, was noch ging, war das Weißlicht auf der Bühne und der Bühnensound. Der Regen kam wie aus Eimern runter und alle waren am Abfeiern. Aber dann kam ein Moment, wo ich echt Angst hatte. Meine Gitarreneffekte, inklusive einer Sendestrecke, lagen auf dem Boden und das Wasser lief von der Bühne nach vorn. Da lagen 220 Volt! Und ich dachte so „Oh Gott! Oh Gott!“ Es ist nichts passiert und es war ein unfassbares Konzert.

Das klingt toll! Hast du noch Träume für dich als Musiker?

Ich würde mit SONO gerne mal eine komplette Tour, so 20 bis 25 Dates, gern europaweit, in ausverkauften Clubs mit so 1500 Leuten spielen. Da hab ich richtig Bock drauf! Und das so zweimal im Jahr, dann ist alles gut. [lacht]

Mit SONO hast du seit fünf Jahren kein neues Album veröffentlicht. Wann bekommen wir neues Futter?

Ich kann immer noch kein Releasedate für ein neues Album nennen, bin aber ganz hoffnungsvoll, weil wir gerade an zwei, drei neuen Songs dran sind, auf die wir alle abgehen. Aber es wird im Oktober eine Doppelheadlinertour zusammen mit Rotersand gehen. Da werden wir auf jeden Fall auch in Leipzig spielen!

Na da freuen wir uns drauf! Vielen Dank für deine Zeit und toitoitoi für nachher!

instinct

Tourdaten 2014:

03.10. Braunschweig, Meiers
10.10. Oberhausen, Kulttempel
11.10. Hamburg, Markthalle
17.10. Leipzig, Werk 2
18.10. Frankfurt, Das Bett
05.12. Berlin, K 17

 

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