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Konzerte Berichte (107)

 16.-18.07.15 Back to Future Open Air

Sommer-Punk-Sause!

 

Am Donnerstag Abend ging es gleich richtig ab. Wer es sich leisten kann, mit so einer grandiosen Band wie Fightball ein Festival zu beginnen, der hat echt Glück. Diese dynamischen Chaoten zeigten dem Publikum gleich mal zum Anfang wo der Hammer hängt. Ganz im Gegensatz zu vielen anderen Veranstaltungen brauchte das BtF- Publikum nicht lange um das Tanzbein zu schwingen. Ein großes Aufwärmen gab es nicht. Den ganzen Abend wurde getanzt, gesungen und natürlich Bier getrunken. Neben weiteren fabelhaften Bands rundeten Rezurex und Anti-Flag das Programm am Donnerstag ab. Während Rezurex mit (Grusel)Showeinlagen und einer vollen Ladung Psycho-Horror-Billy die Audienz zum kochen brachten, legten Anti-Flag eine volle Breitseite Rock’n’Roll auf die Bühne. Glückselig waren alle die, die schon am Donnerstag angereist waren. Das war mal ein schöner, energiegeladener Warm-Up-Abend.

 

Nach dem gelungenen Donnerstag Abend war die Vorfreude auf Freitag groß. Da das Wetter es sehr gut mit den Festivalbesuchern meinte, musste eine Abkühlung im Freibad her. Sicherlich sind die beiden Tage des Back-To-Future Wochenendes die aufregendste Zeit des Jahres im Freibad Glaubitz. Hier hat man das Gefühl, man sei auf einer Tattoo-Messe oder ähnliches. Da kann sich manch ein junger Glaubitzer nur die Augen reiben bei so viel farbenfrohem Vor-sich-hin-planschen.

 

Aber zurück zur Musik: Mit dem schönen Wetter war natürlich auch die gute Laune überall auf dem Festival-Gelände vertreten. Neben Punkrock und diversen Arten des Rock’n’Rolls war auch ein exotisches Exemplar der Musikgenres angetreten. Faz Waltz kamen mit einer beschwingten Mod-Show daher. Da Mod-Musik eher selten zu hören ist, stellten diese Männer eine angenehme Abwechslung dar. Zeit zum schwofen blieb jedoch nicht, denn gleich nach Faz Waltz stand die Secret Army auf der Bühne. Mit einer schnellen, energiegeladenen Packung HC gepaart mit OI!-Anleihen gab es spätestens jetzt kein Halten mehr. Die Menge ließ sich von der Mucke mitreißen und pogte vor der unerträglich heißen Bühne. Zum Glück gab es genügen kühle Getränke für die Tapferen, die sich der Sonne entgegen stellten und der Musik lauschten. Eine der schönsten Facetten am Back-To-Future Open Air ist das abwechslungsreiche LineUp. Neben Power-Bands wie Secret Army, Lions Law, Abfukk oder MDC kann man sich auch von lieblicheren Sounds wie dem der zauberhaften Inciters hingeben.

Diese Band ist von der Anzahl her eine Fußballmannschaft und Sie schaffen es, die Töne sicher wie ein Kirchenchor zu treffen. Soul vom feinsten und etwas Augenfutter für den Zuhörer. Neben dem Bläser-Trio und weiteren durchaus attraktiven Männern geben in dieser Band die Frauen den Ton an. Im wahrsten Sinne des Wortes. Durch das kontinuierliche Wechseln der Solo Sängerin aus dem Trio der Backing-Vocals ist der Sound immer etwas anders und doch unverwechselbar.

 

Für eine schnellere Portion Musik sorgten am Freitag noch Gumbles und die sehnsüchtig erwarteten Baboon Show. Die Gumbles hatten auch ohne den verletzten Duff-Man eine Menge Spaß und das Zelt triefte vor Schweiß und Bier. A Propos Bier: Den Abschluss an dem Abend machten die Fußball- und bierverliebten Männer der ersten Mannschaft der Trink- und Sing-Gemeinschaft aus Berlin. Nach einem Mitsing- Marathon ging es dann für die Meisten (sich nicht für Alle) ins warme Bett. Naja, bei den Temperaturen konnte man auch gut draußen schlafen. Hier eine Auswahl der Schlafplätze: am Baum anlehnend, neben teils unterm Auto liegend, auf dem Festival-Gelände (überall – ja überall), neben / an / auf der Straße und natürlich unter / an / auf / mit dem Partner (hoffentlich der eigene).

 

Am Samstag wartete das Back-To-Future zur Verkürzung der Wartezeit bis zu dem Beginn der Bands mit der Punk Rock Karaoke im Freibad auf. Eine wirklich witzige und horizont-erweiternde Idee.

Nachdem dann die Helden der Karaoke-Bühne ihre verdienten 5-Minuten-Ruhm bekamen, war es wieder Zeit die Leute auf die Bühne zu lassen, wegen denen die Menschen gekommen waren. Den Anfang machten Anti-Pasti. Die Show begann wie alle anderen Shows des BtF im strahlenden Sonnenschein. Schade für die Jungs war, dass es bereits nach kurzer Zeit heftig zu regnen begann. Dieser Umstand zwang viele (jedoch nicht alle) Zuhörer in das große Zelt welches eine trockene Zuflucht darstellte. Zum Glück hielt der Regen nicht lange an. Selbstverständlich wurde noch während des Auftrittes von Anti-Pasti ordentlich im Schlamm vor der Bühne gebadet, gekämpft und allerlei Schabernack getrieben. Hiervon blieb auch der Anti-Pasti Sänger nicht verschont.

 

Leider mussten auch Zaunpfahl die leidige Erfahrung mit dem Regen machen. Gleiches Spiel wie zuvor – Leute vor der Bühne, Regen, Leute flüchten und danach wieder vor die Bühne. Die Show von Zaunpfahl war gut und der Mitsing-Chor mit der Beste des ganzen Festivals. Auch am Samstag war eine ausgewogene Mischung aus Ska, Punk, Rock’n’Roll und OI! zu hören.

Zum Thema ausgewogene Mischung dachte sich Petrus wohl „da mach ich mit“ und schickte immer wieder Regen oder eben Sonnenschein auf das Festiaval-Gelände. Das eine oder andere Zelt hat dieses Jahr mit Sicherheit etwas zu viel Wasser gesehen und muss wohl oder übel ausgetauscht werden.

Zu den Headliner- Bands am Samstag Abend muss man nicht viel sagen. Mitsingen ist hier Pflicht und das Bier (wahlweise Schnaps) lockert die Zunge zusätzlich. Bands wie Evil Conduct oder Die Lokalmatadore gehören zum BtF wie Dr. Martens zu Skinheads. Gerade wegen der Stimmung und dem einheitlich-geschlossenen Chor bei solchen Band kommt der Ein oder Andere immer wieder gern nach Glaubitz.

 

Nach drei Tagen purem Punk-Rock und allen dazu gehörigen Nebenerscheinungen kehrt nun wieder Ruhe in Glaubitz ein. Bis nächstes Jahr im Juli wieder die Leute mit den bunten Haaren und bunten Auto anrücken…

 

Es bleibt den Veranstaltern zu danken für ein musikalisch ansprechendes, gut organisiertes, sympathisches, familiär gebliebenes Festival auf das man jedes Jahr gern wieder kommt.

 

 

 

 

2. Darkflower Open Air

Nicht nur Hoch „Annelie“ ließ am Samstag die Temperaturen rekordverdächtig steigen…

… auch die Jungs und Mädels von X-Divide, Rabia Sorda, Welle:Erdball und VNV Nation heizten dem Leipziger Publikum in dieser unvergesslichen Sommernacht gehörig ein. Bereits zum zweiten Mal fand die Darkflower Live Night auf der beschaulichen Parkbühne im Clara Zetkin Park statt. Bei Höchsttemperaturen von nahezu 40 Grad versammelten sich die Konzertbesucher langsam aber sicher auf dem von Baumkronen überragten Gelände. Heiß begehrt waren die Plätze vor den schattenspendenden Gebäudemauern, die den sonnendurchfluteten Platz umgaben. Ein harter Kern trotzte der Hitze mit Schirmen und nassen Handtüchern vor der Bühne. Immerhin durften sich die schweißgebadeten Fans in der ersten Reihe über eine Erfrischung aus dem Wasserschlauch der Security freuen. Ich selbst fand mein dunkles Plätzchen mit freiem Blick auf die Stage direkt vor dem Technik-Zelt, um meinen Ohren den besten Sound gönnen zu können und mich der Atmosphäre vor Ort hinzugeben.

Pünktlich 17 Uhr betraten X-Divide die Bühne und begrüßten die Zuschauer mit einigen kühlen Wasserstrahlen aus der Spritzpistole. Zugleich wurden die Anwesenden für ihre standesgemäß schwarze Kleidung trotz glühender Hitze gelobt. Wie gewohnt moderierte Keyboarder Jens D. das Programm der beiden Musiker, die angenehme Electropop-Rhythmen durch die Lüfte schallen ließen und das Publikum auf einen mitreißenden Abend einstimmten. Mit von der Partie war unter anderem der Song „Crying over you“, den das Duo vor einigen Wochen zum ersten Mal auf dem Blackfield Festival präsentierte. Zudem ließ es sich Sänger Eric S. nicht nehmen, seine Gitarrenkünste mit einem kurzen Solo unter gebührendem Jubel vorzuführen. Spätestens mit dem Depeche Mode Cover der bekannten Single „Enjoy the silence“ wippte dann auch der letzte Gast im Takt des Synthesizer-Sounds mit. Den Abschluss ihres Auftrittes rundeten die Kölner mit ihrem bisher erfolgreichsten Song „Forever“ ab, der sich 2010 ganze 9 Wochen in den Deutschen Alternative Charts hielt.

Nach dem gelungenen Auftakt betrat das mexikanische Bandprojekt Rabia Sorda die Bühne und machte seinem Namen durch in Musik geballte Wut alle Ehre. Unbeeindruckt von der Gluthitze schmetterte das Energiebündel Erk Aicrag in sportlicher Höchstleistung einen Song nach dem anderen ins Publikum. In Anlehnung an das letzte Album „Animales Salvajes“ (dt.: Bestien, wilde Tiere) sorgten dabei gleich zu Beginn zwei mit Schweine-Masken auftretende Tänzerinnen für verblüffte und zugleich amüsierte Blicke unter den Zuhörern. Sie hielten das tanzwütige Publikum jedoch nicht davon ab, sich von der kraftvollen Dynamik der Musiker anstecken zu lassen und den Kopf zum brachialen Sound im Kreis zu schütteln. Zwischenzeitlich donnerte Gitarrist Marcus Engel eine Trommeleinlage, die für einen nahezu explosiven Auftritt sorgte. Nicht fehlen durfte natürlich der Song „Hotel Suicide“ als Auskopplung der gleichnamigen Platte (2013), der im Vergleich zu seinen aggressiven Mitstreitern schon fast entspannend wirkte und Zeit zum Durchatmen bot.

Kaum wieder zu erkennen war die Bühne nach der nächsten Umbaupause, als die vier Bandmitglieder von Welle:Erdball vor das Publikum traten und sich zwischen zwei lebensgroße Roboter einreihten. Wie erwartet, schmückten die Musiker ihre Darbietung im Neue-Deutsche-Welle-Klang und Synthesizer-Melodie mit allerlei Accessoires. Während Honey und A.L.F. im gewohnten Anzug-Look und Sonnenbrille mienenlos nach vorne blickten, schwenkten Frl. Venus und Lady Lila beim Song „Hoch die Fahnen“ in roten Pünktchenkleidern zwei übergroße weiße Fahnen. Als die Band später riesige Luftballons in die Menge warf und Konfettikanonen knallen ließ, war vielen Besuchern die Freude ins Gesicht geschrieben und machte für einen kurzen Augenblick alles um sie herum vergessen. PKW-Liebhaber kamen hingegen beim „VW-Käfer“ Song auf ihre Kosten, der nostalgische Erinnerungen weckte. Das Finale bildete die Performance „Monoton und minimal“, die dem Commodore 64 noch einmal alles abverlangte. Danach flogen Papierflieger über die Köpfe der ersten Reihen und Zugabe ertönte im Chor. Den Ausklang lieferte das Quartett schließlich mit einem absolut geheimen Song, den Lady Lila zum erneuten ersten Mal auf dem Amphi Festival Ende Juli präsentieren wird.

Das Sahnehäubchen des Open Airs bildete das sympathische Duo von VNV Nation. Gleich zu Beginn legte die Band mit dem Klassiker „Space & Time“ vor und sorgte auf dem mittlerweile prall gefüllten Platz vor der Bühne für Gänsehaut. Nach wie vor herrschte eine drückende Hitze, die sich Sänger Ronan Harris zu Nutze machte, um die Konzertgänger zu einer Gartenparty aufzurufen. Mit sichtlich viel Spaß und einem Augenzwinkern rügte er manchen Zuschauer für ein erschöpftes Gähnen, mobilisierte zum gemeinsamen Anstimmen und forderte mit einer Handpuppe zum Tanzen auf. Im Song „Illusion“ durften die Zuhörer beim Refrain besonders aktiv werden und lautstark mitsingen. Bei „Resolution“ erhoben sich alle Arme und schwangen über den Köpfen hin und her. Ein besonderes Highlight bot der Abend bei einer kurzen Verschnaufpause für Fan Timo, der für seine Treue zur Band auf all ihren Touren ein Geschenk und ein Ständchen zu seinem Geburtstag erhielt. Gefühlvoll ging es auch bei „Nova (Shine a light on me)“ zu bevor mit einem energiegeladenen „Perpetual“ das letzte Lied eingestimmt wurde. Bei einem unaufhörlichen „Let there be, let there always be neverending light“ erhob das gesamte Publikum die Hände zum Klatschen und ließ den Abend gegen 22 Uhr ausdrucksvoll enden. Überwältigt von seinen Emotionen erinnerte Ronan Harris daran, dass er und Mark Jackson im September und Oktober dieses Jahres mit dem Filmorchester Babelsberg einige wenige exklusive Auftritte in Deutschland haben werden. Zugleich verriet er, dass sie Ende Juli noch eine Überraschung ankündigen werden, auf die alle Freunde der Musik jetzt schon gespannt sein dürfen.

Start im Hellen, Ende im Dunkeln… nach 5 erlebnisreichen Stunden inmitten gut gelaunter Menschen lautet mein Resümee für diesen fantastischen Abend: sehenswertes Line-Up, Balsam für die Ohren und eine beeindruckende Location, die den Charme von Leipzig versprüht. Vielen Dank an die Bands, den Veranstalter Mawi Concert GmbH und alle anderen, die diesen Tag so einzigartig gemacht haben. Gerne wieder!

Doch damit nicht genug. Wie all jene, die den Abend nach dem berauschenden Konzert noch nicht enden lassen wollten, schloss ich mich der Aftershowparty im DarkFlower an. Auch einige der Künstler wie bspw. Welle:Erdball ließen sich die Feier mit DJ frequen-C nicht entgehen. Bis in die Morgenstunden hinein bot der Alternative Club im Zentrum von Leipzig eine Fläche für ausgiebige Tanzeinlagen und genussvolle Momente an der Bar…

Text: Maria K.

Konzertbilder:

VNV Nation

Rabia Sorda

Welle: Erdball

X-Divide

An diesem Abend bin ich sicherlich nicht diejenige, die den weitesten Weg auf sich genommen hat, um ein tolles Festival erleben zu können. Vielen Dank an Holger, der in der Veranstalterwelt mittlerweile ein Garant für außergewöhnliche, familiäre Festivals ist.

Nach der herzlichen Begrüßung durch die Security geht es auf in die alten Hallen des Stadtbades zu Leipzig. Dezent dunkel gehalten, Kronleuchter in den Bögen der Seitenläufe. Angenehmes Licht und die Lokalmatadoren Versus auf der Bühne. Normalerweise hätte ich mir eine stille Ecke an der Seite gesucht, lässig an der Wand gelehnt und meine Notizen gemacht.. Leider waren auch die Sitzmöglichkeiten nicht da.. Nun gut, dann etwas jugendlicher.. Konzerterlebnis mal richtig und nur kleine Stichpunkte in das Telefon getippt. (Vielen Dank  So bleibt mehr Zeit für das Wesentliche.. TANZEN, oder auch nur etwas Wippen.. )

Wie erwartet starteten Versus souverän in den Abend. Klar die Ansage „Nazis raus“ - In der aufgeheizten Zeit, Politik überall.. Vielleicht stößt das bei dem einen oder anderen nicht auf Gegenliebe, mich hat es gefreut, nicht gestört. Doch zum musikalischen. Sie sind definitiv eine der besten Opener. Wenn auch noch Luft im Raum war, legten sie einen guten Start in den Abend und brauchen sich überhaupt nicht hinter den Headlinern zu verstecken. Sie pflegen den Kontakt zum Publikum, haben einen tragenden Fan- und Freundeskreis und genießen einfach ihre Musik und die Bühne..

Tanzwütig muss man nicht lange warten. Die Umbauzeiten sind sehr knapp, die Unterhaltungsmusik wünsche ich mir für das nächste Mal stimmiger zum Abend. Das Mikro übernehmen Syntec. Wahre Profis, die nix an Schneid über die Bühnenabstinenz verloren haben. „Leave me, love me“ - „Aus dem Alter bin ich eigentlich raus“ O-Ton des Sängers Tobias. Es wird keine Platte abgespielt, jedes Konzert wird anders. Syntec haben Besuch auf der Bühne. Dennis Schober von Solitary Experiments ist zu Gast und singt mit. Gepflegte elektronische Familie..

Es bleibt nicht viel Zeit zum Luft holen, Syntec haben schwungvoll den Staffelstab an Dance or Die übergeben. Endlich stimmt auch der Klang. Wer das Geknatter nicht so mag, wird der Formation aus Berlin nicht so viel abgewinnen können. Es wird laut, freakig, „Everything is beautiful“. Eine Zeitreise durch die elektronische Musik. „The Aliens are back“ und „Dance or die“ bringen mir viel Freude.

Solar Fake zieht die Festivalbesucher wieder gedrängt an die Bühne, sie präsentieren lebendig Ausblicke auf das neue Album, spielen Stücke des ersten Album. Die beiden Herren beglücken die Mädels, begeistern trotz des „Weiberelectro“-Images die Herrschaften. Es wird eine gute Show geboten. Der Saal feiert, die ersten Getränke sind alle..

In Strict Confidence machen es dem Publikum leicht. In diesen besonderen Räumlichkeiten bieten sie ein Potpourri aus Titeln, die älter als 10 Jahre sind. Keines der Lieder hat über die Jahre an Kraft verloren. Die Stücke lassen die Jahre vergessen oder erinnern an erlebte Partys und Konzerte, Abende mit Freunden. Doch ist erstmal keine Melancholie im Raum. Bis das „Zauberschloß“ zum Träumen einlädt. Ein Evergreen. Obwohl ich dachte, an diesem Titel keinen Gefallen mehr zu finden, war ich wie viele andere in den Bann gezogen. Dann verabschieden sich die Herren von „der schönsten Stadt der Welt, mit den schönsten Festivals der Welt!“

EBM ist nicht tot – Er ist älter geworden, wie auch die Tänzer, die den eigenen Nachwuchs zu solch tollen Veranstaltungen mitbringen.

:SITD: spalten wieder das Publikum. Für Ihre Verhältnisse finde ich diese Performance gar nicht so schlecht. Temporeich gibt es Lieder des aktuellen Albums zu hören: „Dunkelziffer“ , Ausblicke auf das neue Album: „Krematorium“ (da bin ich guter Dinge  ) und dann einen Partyhit „Snuff machinery“. Leider habe ich die meiste Zeit vor den Toiletten zugebracht, zum Glück war es laut genug, so blieb der Hörgenuss nicht auf der Strecke.

Und dann Covenant: Nun, für diese Herren war es eventuell nicht der beste Auftritt. Diesmal lag es weniger an der Technik. Es war auch für das Publikum schon ein langer Abend. Mich hat es dennoch gut unterhalten. Auch ein wunderbarer Aspekt: Bereits im Oktober sind sie wieder in Leipzig zu erleben. „Gothic meets Klassik“ wird sicher spannend. Covenant runden einen langen Abend beschwingt ab.

Viele gehen dann doch schon nach Hause, auch mir fehlt nach dem langen Tag der Atem für die Aftershow. Dabei hätte ich gern noch etwas gezappelt.

Ganz lieben Dank an die vielen Helferlein im Hintergrund, die zusammen mit Holger Troisch so einen Abend auf die Beine gestellt haben. Irre, Wahnsinn, wirklich großartig!!!

Bereits am 10. und 11. April diesen Jahres lädt dieses Team in die Sandsteinhölen nach Halberstadt ein, nach dem WGT erlebt man am ersten September in Deutzen das NCN und wen dann immer noch die Langeweile plagt: Gothic meets Klassik!

Bildergalerie:

Covenant

:SITD

In Strict Confidence

Solar Fake

Dance or Die

Syntec

Versus

Super Konzert mit den 17 Hippies im Täubchenthal

Wer meint, hier war ein Konzert mit flippigen Hippies à la Woodstock zu erleben, liegt falsch und richtig zugleich. Auf der Bühne geben sich nach 18 Jahren Bandgeschichte 13 starke Musiker die Hand und verbinden Stile, Musikrichtungen, Lebensfreude und wildes Chaos zu einer Welt.

Die Band freut sich, wieder in Leipzig auf der Bühne zu stehen. In dieser Stadt, in der sie die größte Anzahl unterschiedlicher Aufführungsorte bisher erlebten. Erstaunlich, denn die Berliner haben fast die ganze Welt bereist, sind seit 1995 häufig auf Tournee oder beglücken Ihre Zuhörerschaft auf zahlreichen Festivals. Das Erfolgsrezept lässt sich auch an diesem Abend im Täubchenthal erleben. Während die Welt zunehmend um die Akzeptanz des Anderen ringt, geben sich die Musiker Raum, jeder tritt nach vorn, jeder macht Platz. So wie sie die Folklore verschiedenster Nationen mischen, fließen in ihre Musik poppige Elemente, wird mal Englisch, mal Französisch, mal Deutsch, mal .. gesungen. Eine muntere Truppe die melancholische Momente mit purer Leichtigkeit, Lebensweisheiten und Neugierde paart und an die Konzertbesucher überträgt.

Wer sie verpasst hat, kann Sie dieses Jahr noch zu den Abschlusskonzerten der „Biester-Tour“ im Berliner Kesselhaus erleben. Und vielleicht sind sie bald wieder in Leipzig zu Besuch..

http://www.17hippies.de/

GALERIE

 

 

 

Irgendwie scheint das kulturelle Leben in unserer schönen Stadt an mir vorbeizuziehen, wenn mir eine derartig tolle Location wie das 'Täubchental' bisher verborgen blieb ... Da hat sich in der Plagwitzer Wachsmuthstraße ganz offensichtlich eine ernsthafte Konkurrenz zu etablierten Clubs wie dem Engelsdorfer 'Hellraiser' oder zum Werk II entwickelt.

Einer der positivsten Aspekte dieses Abends gleich vorweg. Während es bei anderen Champions League-Bands langsam zum grausigen Alltag zu werden scheint, die Nerven und Ohren ihres Publikums gleich mit zwei bis drei leichtgewichtigen Vorgruppen zu malträtieren ... auf das man darauf umso mehr glänzen kann ... begnügen sich Amorphis auf dieser 'Tales from the thousand lakes - 20the anniversary' - Tour, mit einer Vorband, aber die hat es in sich.

Avatarium, neuestes Projekt von Candlemess -Mastermind Leif Edling und Tiamat-Schlagzeuger Lars Sköld, erinnern mit ihrer wuchtigen, epischen Getragenheit und der Präsenz ihrer hübschen, stimmgewaltigen Sängerin Jennie-Anna Smith an einer der größten Bands dieses Metiers der neunziger Jahre, 'the Gathering'. Verträumt, wuchtig UND gleichzeitig zart. Lange keine so gute Vorband gehört. Nach einer knappen Stunde Spielzeit räumen Avatarium unter großen Applaus die Bühne ... Leute, den Namen könnt ihr euch getrost merken ...

Nach einer langen Umbaupause verdeutlicht das Intro 'Thousands Lakes' musikalisch gleich das Motto des Abends, und tatsächlich gibt es dann in der nächsten Dreiviertel Stunde das volle Brett. Into Hiding, First Doom, Black Winter Day, Drowned Maid, In the Beginning, Forgotten Sunrise, To Fathers Cabin Magic and Mayhem - fast das gesamte Programm ihres unvergessenen und stilprägenden Zweitwerks von 94, das erstmals klassischen Death Metal mit folkloristischen Elementen verband. Das Amorphis tatsächlich fast die komplette 'Tales from the thousands Lakes' war die erste Überraschung, die zweite folgte auf dem Fuß. Wer erwartet hatte, dass die Jungs aus Helsinki jetzt auf Nummer sicher gehen, die Vergangenheit ruhen lassen und sich auf die wunderschönen Melodien ihrer drei letzten Alben zurückziehen würden, die sie kommerziell erfolgreich machten, sah sich hammerhart getäuscht ... Es wurde nicht melodischer, sondern noch härter, denn jetzt hieß es Knüppel aus dem Sack. Mit 'The Gathering', 'Sign from the Northside' und 'Vulgar Necrolatry' gingen Amorphis noch weiter zurück ins Jahr 92 zu ihrem rauen, räudigen Erstlingswerk 'The Karelian Isthmus' ... Die drei letzten Titel waren schlüssigerweise vom dritten Album Elegy, und beendeten eine würdige und vom zahlreich erschienenen Publikum laut gefeierten Ausflug in die Anfangstage von Amorphis. Was für ein Abend - so Hard werden wir die Jungs in diesem Leben vermutlich nie wieder zu hören bekommen ...

Fotostrecke von PanTera

Avatarium

Amorphis

 

 

 

Je besser der Lemmy, desto besser die Band

Motörhead begeistern Berlin mit wiedererstarkter 68-jähriger Metallegende

Ein toller Abend stand uns bevor, als wir Sonntag gen Max-Schmeling-Halle rollten. Motörhead hatten geladen und mit Skew Siskin und The Dammed großartige Vorbands im Gepäck. Die Vorfreude was groß und wir fragten uns, wie es Lemmy seit dem Sommer ergangen war. Auf zwei Festivalgigs hatten wir Motörhead gesehen und waren jeweils froh, dass Lemmy wieder fit war, bemerkten jedoch auch recht lange Ansagen und Solos von Phil Campbell und Pausen, in denen Lemmy jedoch minutenlang im Backstage verschwand. Wir waren zufrieden, er war aber noch lange nicht der Alte.

Bis wir Lemmy, Phil und Mickey zu sehen bekommen würden, würde es jedoch erst noch eine Weile dauern. Der Einlass verlief trotz tausender Menschen reibungslos und schon bald warteten wir mit einem Bier vor der Bühne. Um uns herum viele ältere Punker, Pärchen in Sonntagsausgehkluft, junge Mädchen und langhaarige Kuttenträger jeden Alters, der Durchschnitt ungefähr bei 40 Jahren. Während im Innenraum der Max-Schmeling Halle nur der Bereich vor der Bühne sich füllte, waren die Sitze auf den Rängen bald belegt und das Publikum verlagerte sich von Currywurst an der Fressbude zu Rock’n’Roll an der Bühne.

Skew Siskin starteten pünktlich. Sängerin Nina C. Alice wirkte entspannt, dabei hat Berlin eine besondere Rolle in der Bandgeschichte. Hier, in ihrer Geburtstsstadt, gründete sie Skew Siskin gemeinsam mit Gitarrist Jim Voxx. Danach folgten sechs Alben, eine eigene Plattenfirma und ab 1993 Gigs im Vorprogramm von Motörhead, Alice Cooper und Saxon. Auch auf Lemmys Soloalbum und im Tribute „The Godfather Of Heavy Metal“ an ihn war die Band zu hören. Genauso laut, genauso Rock’n’Roll waren Skew Siskin dann auch, auch wenn wir uns die „schwarze Doro“ präsenter und dynamischer vorgestellt haben. Mit dem auf dem Tributealbum erschienenem „Shake me“ kriegte die Band auch die jüngeren Publikumsteilnehmer, sodass nach sechs Best-Of-Songs verhaltener Jubel Skew Siskin von der Bühne verabschiedete.

Mit einem theatralischen Intro betrat auch die Kult-Punkband The Damned nach einer Umbaupause als zweite Vorband die Bühne. Gitarrist Captain Sensible und Sänger Dave Vanian boten Unterhaltungspotential und zeigen sich sympathisch und publikumsnah. Es ist mehr als Drei-Akkorde-Punk, was die Briten auf die Bühne brachten. Klarer Gesang, Gothic Rock, Rockabilly oder Popelemente sorgten für wackelnde Hintern und Begeisterung. The Damned huldigten auch Motörhed und dankten Lemmy, der als Bassist die Band in den 70ern vor dem Ende gerettet hat. Es war schön, eine solche Band mal auf Deutschlands Bühnen zu sehen und auch wenn Teile des Publikums nicht allzu viel mit den Post Punkern anfangen konnten, war dies ein toller Gig und eine schöne Einstimmung.

Nach einer weiteren Umbaupause jaulten plötzlich Gitarren und Bassriffs durch die Halle. Jubel brandete auf und die inszenierte Dunkelheit wurde bald von Scheinwerfern durchschnitten. „Hello Berlin, it’s good to be back. We are Motörhead“, ertönte Lemmys Stimme stark ins Mirko, „and we play Rock’n’Roll!“. Nach den ersten Riffs von “Shoot you in the back” dröhnten Bässe in der Halle bis die Kopfhaut krabbelte. Die Playlist des Berliner Konzertes würde im Gegensatz zu den Festivalauftritten variieren, freuten wir uns und brüllten euphorisch zu Damage Case, Stay Clean, Metropolis und Over The Top mit. Stagediver wurden zu den brachialen Riffs über Hände getragen, Snaggletooth wurde auf jedem feuchtgeschwitzten T-Shirt auf stolzer Brust zur Bühne gestreckt. Zu „Suicide“ bot Phils Gitarrensolo dem 68-Jährigen Lemmy eine erste Pause und Phil brachte allein und völlig zu Recht das Publikum zum Kochen. Danach erschien Lemmy wieder erholt auf der Bühne und wurde zwischen den Songs richtig redselig.

Er prostete den Massen mit Wasser zu („Ich werde mich nie dran gewöhnen.“), begeisterte das Publikum mit einer Berlinflagge unter dem Murder One, ermunterte zu „Just `cos you got the power“ zu politischer Meinungsbildung und spornte das Publikum an („Das ist der letzte Song für heute Abend, aber wenn ihr genug Lärm macht, kommen wir zurück“). Zwar verstand man nicht jedes Wort seines genuschelten British English , doch schon allein dass er die Anmoderationen wieder selbst übernahm, stimmte uns froh. Zwischendurch staunten wir über Lemmy gefestigte Stimme und seine Freude über die Fans und vielleicht auch seine eigene Kondition. Auch „der beste Drummer der Welt“ Mickey Dee sorgte mit seinem Drumsolo für große Augen.

Gegen Ende des Konzerts begrüßte Lemmy Rammstein, die das Konzert von einem Logenplatz auf der Bühne genossen, sich den Fans aber nicht zeigten. Nachdem zu Ace of Spades die Halle kochte, zog sich die Band noch einmal zurück und unter tobendem Beifall drehten Motörhead zwischen den zum Beben gebrachten Tribünen zu Overkill ein letztes Mal richtig auf. Gänsehaut, Freude, Nackenschmerzen, eine heisere Stimme – dieses Konzert bot uns alles, was wir erhofft hatten und sogar noch etwas mehr. Waren wir im Sommer zufrieden, begeisterte uns dieses Konzert. Lemmys wiedergefundene Stärke steigert auch die Qualität eines Motörhead-Konzerts, das mit 46 Euro nicht im Schnäppchenberiech liegt. Dennoch: Lemmy und Co. begeisterten 12000 Menschen. „Don’t forget us“, wünschte er sich und wir sind uns sicher: Jeder hier in der Max-Schmeling Halle würde sofort wieder kommen, wenn Motörhead rufen.

Unsere Bilder vom Konzert finden ihr HIER.


Vielen Dank an Trinity Music!

XXV. WACKEN OPEN AIR

Is wie guter Wein, wird mit‘m Alter besser

Jubiläumsfestival zeigt uns, was das Wacken, Kreator, Emperor und Co. gemeinsam haben

„Hätte mir mehr versprochen, ist immerhin das 25. Jubiläum“, erklärt mir bei einem Jägermeister einer junger Metalfan mit Digitalkamera in der Hand und schulterlangen Haaren. Unser Fotograf ballt die Fäuste. In seinem Kopf schreit er laut „JUNNNGGÄÄÄ!“ und nimmt dabei den Jungen neben mir auf’s Korn. Ich hingegen zeige auf das diesjährige Wacken-Shirt. „Siehst du das? Alles gleich groß geschrieben in den ersten Reihen. Kein Rammstein in riesigen Lettern, kein Iron-Maiden-Logo, welches über dem Rest thront.“ Fragend guckt mich der Kollege zur linken an. Nach zehn Minuten spricht er mich erneut an. „Jetzt hab ich’s verstanden!“, ruft er und grinst. „Alles Headliner, richtig?“ Anerkennend proste ich ihm zu. Dass ich nochmal jemanden aufklären muss, hätte ich mir auch nicht träumen lassen. Aber mal ehrlich: Motörhead waren Headliner 2009 und 2006, Hammerfall 2005, Children of Bodom 2006, Avantasia 2008, Saxon 2009, Slayer 2003 und auch viele der anderen Bands, die 2014 auf den Wackenbühnen standen, waren bereits hier oder da Headliner. Nun sind sie alle hier versammelt, auf heiligem Acker, im Erlebnispark für Metaller, in Wacken.

Aber von vorn. In diesem Jahr nutzen wir erstmals die Gelegenheit der Frühanreise. Nach erholsamen Tagen am Meer kommen wir bereits am Dienstagvormittag in Wacken an und campen mit etwas Glück auf einem Stück Rasen direkt vor dem Haupteinlass. Im Camp neben uns läuft das Ballermann-Lied „Dicke Titten Kartoffelsalat“ mit Motörheads „Ace of Spades“ um die Wette und irgendwann bekommen  wir den Text des ersteren Liedguts nicht mehr aus dem Kopf und singen es in jeder passenden Situation. Hier vorn ist neben der Musik nicht nur die Luft gut (Feuerwehrzufahrt- und Aufstellfläche einmal vor und einmal neben uns bedeutete unverbaute Sicht), hier gibt es auch etwas zu erleben. Mit einer Flasche Captain und zwei Flaschen Cola bewaffnet beobachteten wir alsbald Lackhosenträger auf Fahrrädern, Metaller, die Spießschweine tragen, das Trashmobil mit seiner überaus schlechten Musik aber immer guter Stimmung, anreisende Metaller, die mit dem Zug nach Wacken gekommen waren und im Affentempo an uns im Stehen auf Quads vorbeirasende Securityscharen. Wir waren hier nicht lang allein, quatschten hier mal mit Bekannten aus der Heimat, da mal mit Angereisten aus Istanbul oder München und so verging die Zeit wie im Flug, bis Mittwoch – für uns Tradition – Mambo Kurt das Wacken eröffnet. Viel besser als letztes Jahr zeigt sich der Heimorgelvirtuose, spielte Kulthits, lässt die Wackenfans auf der Bühne tanzen und sorgt für einen gelungenen Auftaktabend.

Am Donnerstag entern dann die richtig Großen die Hauptbühnen. Wie immer eröffnen Skyline, die Band der Wackengründer, unter großem Jubel das Infield. Auch Bülent  Ceylan, der sein neues Programm, seinen Kumpel Ali und die Tittenfrau aus der dritten Reihe präsentiert und Hammerfall sorgen für ein schönes Nachmittagsprogramm. Dieses wird abgeschlossen von Steel Panther, einer wirklich bemerkenswert pathetischen Band, die in der Vergangenheit bereits ernsthaft eine Reality Show über ihr Rockstardasein einforderte. Mit viel Leo, Rosa und großer Klappe stehen die Jungs auf der Bühne und spielen tollen Pussyrock. Zugegeben: Es macht Spaß zuzugucken, vor allem als der Sänger die ersten entkleideten Brüste im Publikum zu Gesicht bekommt. Schon bald füllt sich die Bühne mit barbusigen Frauen, das ist Rock’n’Roll liebe Leser. Zwischen anfeuernden Worten („Gimme that pussylicking“), Frauenzüngeleien mit und ohne Michael Starr und einer Horde Mädels auf der Bühne wird nur noch wenig Musik gespielt aber viel gelacht – Steel Panther sind sympathisch, durchgeknallt und man kann mit gutem Gewissen das Anschauen des Livestreams dieses Konzerts im Internet empfehlen. Emanzipation? Nein, danke! FSK? 16!

Peinlich wurde es, als die Ehrlich Brothers, die deutschen Siegfried und Roy, die Bühne betraten. Sie wollten Eisenbahnschienen verbiegen und zu einer 25 formen um dem Festival mit viel Steel zu huldigen, doch das ging gehörig schief. Sicher, unter den Augen zweier prüfender Zuschauer bogen sich die Schienen und wurden mit anderen vorgeformten Stahlstücken zur Jubiläumszahl, doch spannend war der Auftritt der Magier mitnichten. „Zeigt mir eure Schädel!“, eigentlich „Horns high“, also der Aufruf, die Pommesgabel in die Höhe zu recken, führte zu jeder Menge Lachern und genervten Blicken – wirklich viel Applaus kriegen die Zauberer für ihre kurze Pausenshow nicht.

Doch wir wollen in diesem Jahr vor allem von den Highlights berichten, unsere Kraft  schonen, denn dieses Line-Up hält uns täglich von spätestens 14 Uhr bis etwa zwei Uhr vor der Bühne. Schon am ersten Tag wird0unsere Ausdauer belohnt: Saxon spielen zum 45-jährigen Jubiläum ein echtes Hammerset. Biff und Co. sind gut drauf und haben – Gänsehaut pur – Streicher mit auf der Bühne! In diesem Sommer spielen Saxon tatsächlich nur Festivals und während der Einstieg ein paar Kracher der Bandgeschichte enthält, wurde es ab „Crusader“ eng rund ums Mikro. Percussions und Violinistinnen ergänzen die Soundkulisse der folgenden Metalhymnen. Ein wirklich gelungenes Jubiläum.

Für Accept war der Auftritt von Saxon die denkbar schlechteste Ausgangssituation für die Deutschen. Sie spielen  ein souveränes Set, ein tolles Metalkonzert, aber auch bei Balls to the Wall oder Metal Heart hüpft das Herz nicht ganz so schnell wie beim vorangegangenen Gig. Auch wenn die Band die Livepremiere eines neuen Songs spielt, gibt es keine Überraschungen aber einen schönen Metalabend mit zwei großartigen Bands mit langer Geschichte. Wir sind eingestimmt, liebes Wacken, weiter geht’s!

Am nächsten Tag klettern wir etwas verkatert aus den Zelten. Eine neue Flasche Rum, dann wurde das Camp im Laufe des Vortages vollständig, noch eine Flasche Rum und vielleicht noch eine...  so richtig will uns das Frühstück mit Blick auf die anstehenden Menschen, die ihre Karte gegen das heißbegehrte Bändchen tauschen wollen, nicht schmecken.

Beim ersten Radler verpassten wir leider die Show von Chthonic, die andere Wackener gehörig wachpusteten. Klang gut aus unserer ersten Reihe (des Zeltplatzes), wir blieben jedoch noch ein wenig im Campingstuhl und hörten von weitem gebannt zu. Bei Skid Row erholten sich die geschundenen Knochen, wir mochten die Mischung aus Wackenstaub, Rock und kaltem Bier. Richtig munter werden wir, als Knorkators Stumpen seinen erschlankten Hintern in die Menge hält und die Band nach einer Pause wieder live Faxen macht. Für solche Konzerte ist die Partystage wahrlich gemacht. Fehlerfotze, brüllen wir, singen laut mit, trinken Bier, beobachten stagedivende Mario Brothers und freuen uns.

Später versuchen wir der Nachmittagshitze bei einer der Wrestlingshows zu entgehen. Hier gibt es ordentlich auf die Fresse, die Wrestlingshow bringt Spaß und die blöden Sprüche, engen Schlüppies und testosteronstrotzenden Kraftprotze passen zu unserer wiedererstarkenden Heiterkeit. Mit einer Reise zurück zu vertrauten und vermissten Panteraklängen bei Hell Yeah und C.O.P. UK, deren uns im Gedächtnis gebliebener, sympathischer Sänger Dale CDs an die Fans verteilt, stressen wir uns ein wenig. Wir eilen zudem zwischen Bring me the Horizon, Excrementory Grindfuckers und Five Finger Death Punch (die meisten „Fuck“s des Wochenendes) hin und her und kommen erst bei Heaven Shall Burn wieder zur Ruhe. Auf dem Balkon des Jägermeisterhäuschens platziert sehen wir wieder eine extrem gute Show der Endzeit-Helden, die ab dem ersten Riff Moshpits kreieren. Die Wall of Death, offiziell verboten, würde zum Staubmassacker noch fehlen, doch es scheint den Thüringern ganz recht, dass es auf dem Wacken weniger gewaltvoll als auf anderen Festivals zugeht. „Passt auf euch auf!“, fordert  Sänger Marcus Bischoff, schreit gegen Gewalt und Faschismus an und heizt die Fans doch mit seiner Energie in den Wahnsinn an. Wie immer sind wir schwer entzückt von riesigen Moshpits, Circlepits und perfekten Schwiegersöhnen, die richtig geile Mucke machen! Eines unser Highlights: Ein Cover – und zwar das von Blind Guardians Valhalla.

Ebenso laut, schnell und großartig geht es mit Fucking Children of Bodom weiter. Hier folgt ein fucking Kracher dem anderen, präsentiert natürlich mit vielen fucking Flüchen. Wir finden die Show wieder fucking gut und gehen kurz was Essen, damit wir uns Apocalyptica mit Orchester nicht mit leerem Magen anhören müssen.

Die Setlist der Finnen ist nicht unheimlich lang und von drei Covern (Metallica, Metallica und Sepultura) durchmischt, dafür ist die orchestrale Soundkulisse der Wahnsinn. Es scheint, als haben Apocalyptica einfach das Orchester eingepackt, mit dem sie Wagner Reloaded durch die Republik getragen haben. Falsch, denn das Avanti!-Orchester ist ebenfalls aus Finnland und hat sichtlich Spaß daran, zentausende Headbanger zu unterhalten. Fazit: Kulisse geil, Musik geil, Finnen geil, Gig geil, Gänsehaut fetzt!

Tatsächlich haben wir nicht nur dank Orchesterauftritt nun Hummeln in den Hintern. Nachdem wir im letzten Jahr aus nächster Nähe zusahen, wie Legende Lemmy KIlmister den Motörhead-Gig wegen eines Hitzeschocks und gesundheitlicher Probleme abbrechen musste, waren wir nun doppelt gespannt auf die beste Band der Welt. Die Stimmung in den ersten Reihen ist kämpferisch, viele weitgereiste Fans, viele jüngere Konzertbesucher (mit ihren Vätern) stehen hier und ehe wir uns sicheren Boden unter den Füßen besorgen können, kommen Kilmister und Co. auf die Bühne und die Masse bebt. „We are Motörhead and we play Rock’n’Roll“, sagt Lemmy. “Ja, bitte!”, denken wir kurz und werden erfasst von den Fanmengen, die zu Damage Case in Richtung Bühne gedrückt werden. Schnell sind wir eingekesselt, Stagediver unter uns, kein Blick auf Lemmy, Schweiß überall und glückliche Gesichter. Das Gedränge beruhigt sich zum Best-Of-Lineup irgendwann, nur die Männer schuften und tragen Stagediver jeden Alters und Geschlechts vor die Bühne, die vor Lemmy auf die Knie fallen, ihm zuwinken, sich mit Gesten bedanken und sich von den Fans in der ersten Reihe feiern lassen. Lemmy sieht besser aus, hat Farbe im Gesicht, eine erstaunlich erstarkte Stimme, er lächelt, redet für seine Verhältnisse viel, lächelt süffisant wie immer und holt sich sogar einen Gaststar auf die Bühne: Doro Pesch singt mit Lemmy Killed by Death, die Fans drehen erneut durch und wollen die drei Vollblutmusiker nicht mehr von der Bühne lassen. Bei so vielen Lemmy-Rufen tun einem Mickey Dee und Phil Campbell fast leid. Letzter über nimmt viele Ansagen und trotz seiner nicht vor Sympathie strotzenden Erscheinung heizen er und seine durchsichtige LED-Gitarre die Menge gehörig an, wenn Lemmy sich ein Päuschen gönnt. Der Motörhead-Gig war ein Overkill, wahrlich, und erstmals die letzten drei Songs selig grinsend von weiter hinten aus angesehen. Schade dass zum Duschen keine Zeit bleibt.

Es sind Slayer, die einen weiteren Topslot besetzen. Die Bühne glüht in rotem Licht, der Sound ist brillant und richtig, richtig laut.  Die Trasher beweisen, warum sie zu den Big Four gehören. Man merkt Kerry King  und Tom Araya die mittlerweile auch schon über 50 Lenze rein gar nicht an. Irgendwie kann man die 80er Jahre fühlen, auch dann, dem verstorbenem Gründungsmitglied Jeff Hanneman „Angel of Death“ widmen. Gänsehaut zu Slayer, auch das geht. Die schnellen Riffs, die vom neuen Schlagzeuger Paul Bostaph auf den Punkt gebrachten Drumtiraden und das immer noch gellende Kreischen von Tom Araya bleiben auch nach dem Gig lang im Kopf der Wacken Besuche.

Genauso düster, doch offensichtlich inszenierter sieht die Bühne von King Diamond aus. Der grammynominierte Däne spielt ein tolles Konzert und viele Publikumsgäste sehen hier das beste Konzert ihres Wackens 2014. Zugegeben: Wir schwelgen noch im Motörhead und Slayer und finden diesen doch etwas leichteren Rock schön, einen Jahrhundertgig nehmen wir jedoch nicht wahr. Sei es drum, King Diamond fasziniert auf der Bühne, hat eine bemerkenswerte Stimme, eine imposante Karriere hinter sich und es ist wie immer ein Vergnügen, solch einen Künstler auf einem norddeutschen Rasen zu erleben. Bei den ersten Klängen von W.A.S.P. ziehen wir uns dann tatsächlich zurück, es war ein schöner Tag, morgen folgt jedoch ein weiteres Full Metal Package.

Guten Morgen liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da? Als wir aus dem Zelt krauchen, steht die Sonne schon hoch auf dem Acker. Beim Frühstück lauschen wir von weitem Arch Enemy mit neuer Sängerin und bereuen derbe, nicht dort vorn auf dem Infield zu stehen. Was für ein cooler Gig, was für eine tolle Stimmung, das hören wir bis hierher. Und: Die Stimme von Alissa White-Gluz passt perfekt zu neuen und alten Songs. Zwar will mir keiner glauben, dass Arch Enemy aufgrund der tollen Musik auch ohne Frauenpower auf der Bühne erfolgreich wäre, aber einig sind wir uns darin dass die Band die beste Frühstücksuntermalung war, die wir je hatten.

Wir sparen uns die vielgesehenen Sodom und verpassen auch Prong, die zeitgleich mit Arch Enemy zwölf Uhr starten. Zu Behemoth stehen wir dann in praller Sonne vor der Bühne und finden schade, dass die Polen nicht im Dunkeln ihre Feuershow zeigen dürfen. Für das Ohr gibt es natürlich trotzdem was: Behemoth sind live sehr atmosphärisch, spielen tolle Black- und Death Metal-Songs doch trotz tollem Bühnenbild und super Setlist wirkt die Masse statisch. Black Metal und 30 Grad passe einfach nicht zusammen, wir hoffen für das nächste Jahr auf einen besseren Slot für die durchweg starke Performance der Band.

Parallel zu Behemoth spielen auf der Partystage August Burns Red. Auch in vielen Jahren und nach zahlreichen Umgestaltungen des Infields hat es das Wacken noch nicht geschafft, die Partystage von den anderen Bühnen tatsächlich abzuschotten. Wie auch schon bei Knorkator ist der Sound hier nur gut, wenn man direkt mittig vor der Bühne steht. Schade, wir haben weder auf Soundbrei noch Moshpit Lust und schauen uns den großen Metal Market und die zahlreichen Futterstände an, die, teuer aber lecker, allerhand leckere Speisen bereithalten.

Zum Döner gibt es die letzten Klänge von Decapitated, die richtig reinhauen. Wir hätten gern mehr gesehen, gönnen uns jedoch eine kurze Verschnaufpause um zu Hatebreed und Emperor wieder fit zu sein. Und es lohnt sich! Sowohl Emperor als auch Hatebreed sind großartig, wir rennen zwischen Moshpits und den mit drei Gitarristen gewaltig aufgestellten Emperor hin und her, bleiben dann aber bei den Norwegern, die nach einer Bandpause nur noch selten live auftreten. Ein Donner, gutturaler Gesang, Black Metal zu Staub – wer mit 15 Jahren anfängt Black Metal zu machen und Ihsahn heißt, dem muss das Metaller(innen)herz wohl einfach zugewandt sein. Wir verstehen nun, warum Emperor Kultstatus haben und möchten sie unbedingt wieder sehen – schade, dass dies wohl so schnell nicht wieder passieren wird (und wenn, dann auf der Wackenbühne!).

Mittlerweile husten wir Staub und der Hals tut weh. Meine Mandeln sind geschwollen und nachdem ich Amon Amarth in diesem Sommer schon beim With Full Force gesehen habe, schaue ich mir diese nur von weitem an. Das Bühnenbild ist schon toll und Amon Amarth sind live einfach immer wieder ein Knaller. Wo neuere Songs noch nicht exzessiv von der Publikumsmasse mitgegrölt werden, schießen Flammen links und rechts neben dem Wikingerschiff von der Bühne in die Sommerhitze, dann heizen alte Klassiker die Menge an, die erwacht und für die letzte Wackennacht 2014 bereit gemacht wird.

Auf Megadeth warten wir gefühlt eine halbe Ewigkeit und als Dave Mustaine und Co. dann die Bühne betreten wollen, fällt auch noch der Sound aus. Erst als alle Boxen das Intro wieder in feinstem Stereosound hergeben, beginnt ein leidenschaftlicher und großartiger Gig. Mustaine schaut irre ins Publikum, wir überlegen ob er trotz seiner suchtnahen Vergangenheit illegale oder hochgradig alkoholische Substanzen ihm diesen Blick geben, verwerfen aber die Unterstellungen und lassen uns mitreißen von der mit einer Videoshow unterlegten Setlist. Immer wieder fluchen wir über technische Probleme, sind dann aber wieder elektrisiert und jubel zum Thin Lizzy Cover Cold Sweat oder singen mit 80000 Leuten an unserer Seite „Peace Sells“ oder „Symphony of Desctruction“. In einem langen Outro bedankt sich Mustaine und lässt sich feiern. Der irre Ausdruck von seinem Gesicht ist verschwunden, er sieht zufrieden aus. Das kann er auch sein. Die zweite Big Four-Band des Wacken 2014 war großartig!

Tobias Sammet und seine Rockoper Avantasia sind Stammgäste auf dem Wacken und auch wenn der Auftritt des Edguy-Frontmanns jedes mal einer Selbstinszenierung gleich, zieht sie jedes Mal Heerscharen von Fans an. Vielleicht liegt es nicht nur am verrückten und charismatischen Sänger Sammet, sondern an den Gastmusikern, die die Rockoper mitgestalten. Mit viel Pomp, Gerede und den Gastmusikern Ronnie Atkins von den Pretty Mais, Bob Catley von Magnum, Michael Kiske von Helloween, Amanda Somerville (hat schon mit Edguy zusammen gearbeitet) und Eric Lee Marin (Mr. Big) feiert Sammet seine Power-Metal-Party und viele Fans feiern mit. Mission Avantasia mal wieder geglückt!

Wir verabschieden uns mit Kreator aus dem Infield und erleben einen würdigen Abschluss.  Auch hier lodert die Bühne wieder in rot. 30 Jahre Bandgeschichte und deutscher Trash Metal betreten die heiligen Bretter und Sänger Mille und Co. zeigen schnell, dass Bands im Alter nicht schlechter, sogar besser werden. Und liegt es am Wacken, am Line-Up, an den Musikern an sich oder an unserer glücklichen Stimmung an diesem letzten Wackentag: Wir haben das Gefühl dass  diese Feststellung auf so einige der gesehenen Künstler in diesem Jahr zutrifft und beenden unser Festival mit einem Colamixgetränk am Zelt. Wir sind sehr glücklich mit dem Wacken 2014, und ärgern uns maximal über die geänderte Anordnung der Bühnen und Eingangsschleusen (die nach zahlreicher Kritik im nächsten Jahr nochmal umgestaltet wird) oder über parallel spielende Bands, die wir gern jede für sich gesehen hätten. Vielleicht haben wir bald wieder die Chance dazu und blicken in die Zukunft, wo das Wacken 2015 mit In Flames, Savatage, Sabaton, den Cannibal Corpse, Death Angel, Kataklysm und Sepultura aufwartet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rock’n’Roll lebt!

Kadavar, Bonafide und Headliner Airbourne machen Leipzig nass

Was für ein toller Abend! Am Freitag waren alle Saiten auf Rock gestimmt, als Airbourne gemeinsam mit Kadaver und Bonafide das Werk II in Leipzig eroberten. Und tatsächlich lag von der ersten bis zur letzten Sekunde verzerrter Gitarrensound, schwere Drums und wummernde Basslines und Männerschweiß in der Luft.

„Boah ist das voll hier“, stellen die beiden Mitfünfziger in der Schlage am Einlass fest. „Ist ja auch nur eins von zwei Konzerten in Deutschland“, sagt ein anderer. Ganz richtig ist das nicht. Denn es stehen ganze vier Termine hierzulande an. Aber im Osten spielen Airbourne eben nur hier, wo Lederjackenträger, Männer in Jeanskutten und Frauen mit bunten Haaren und kurzen Röcken dicht an dicht stehen.

Mit Kadavar ist Konzertveranstalter Lieberberg eine großartige Eröffnung gelungen. Die Stoner-Helden aus Berlin spielen schweren Rock und schaffen es in ihrem halbstündigen Set, die Arbeitswoche aus dem Publikum zu schütteln. Im Werk II ist es brechend voll und das Bier fließt in Strömen, während die drei Bandmitglieder ein unheimlich dichtes Konzert ohne viele Worte spielen, um dann im Jubel der Masse die Bühne für für Bonafide zu machen. Geiler Gig!

Bonafide sehen ein bisschen aus wie Glam Rock, klingen ein bisschen britisch, spielen aber erstklassigen schwedischen Hard Rock. Als Vorband für Deep Purple oder Status Quo haben sie weltweit die Menge begeistert, während sie nun im Vorprogramm von Airbourne die Masse anpeitschen. Das gelingt ihnen bravourös und als die Bonafide von der Bühne gehen, sind die ersten Frauenstimmen schon heiser.

Mit „Ready to Rock“ entern Airbourne nach einer langen Umbaupause die Bühne. Sofort schlägt ihnen der Jubel der Masse entgegen, die dichtgedrängt in der Halle schwitzen. Kein Wunder, dass dieses Konzert ausverkauft ist, kein Wunder dass die Fans Airbourne lieben. Mit „Ready To Rock“ starten die Australier standesgemäß vor einem riesigen Namensbanner und schon nach kurzer Zeit spritzt der Schweiß von den O’Keeffes und ihren Bandkollegen Justin Street und David Roads. Man fragt sich, ob Joel O’Keeffe wohl die Bühnenkonstruktion für waghalsige Kletteraktionen nutzen will oder ob er je ein Shirt getragen hat, doch diese Gedanken kommen nur am Rande. Das Publikum brüllt die Refrainzeilen mit und schreit sogar  noch viel lauter, als Sänger Joel einen Dialog in australischen Englisch versucht und die Leipziger Zuschauer ihn wohl einfach nicht verstehen. Ob er wie von Zauberhand von der Bühne bis zum Soundpult läuft (verdammt, ist er auf die Schultern der Zuschauer gestiegen?) oder sich bei Gitarrensoli verbiegt, das ist Leidenschaft, das ist Rock’n’Roll! Zu „Too Much, Too Young, Too Fast“ oder „Girls In Black“, “Live It Up” oder dem Abschlusssong “Runnin’ Wild” – Leipzig singt sich die Seele aus dem Leib, tanz sich um den Verstand und bejubelt Airbourne zu Recht. Auch wenn das Set gern länger und der Instrumentalteil vor der Zusage kürzer hätte sein können, sieht man nach dem Konzert nur glückliche Gesichter. Kadaver, Bonafide und Airbourne haben einen absolut großartigen Abend mit Leben gefüllt. Spätestens seit die „neugeborenen AC/DC“, wie sie von einer Zuschauerin genannt wurden. die Bühnen der Welt eroberten wissen wir dass Joel Recht hat: Rock’n’Roll will never die.

Weitere Bilder vom Konzert findet Ihr hier!

Ein Abend voller Gothics in Leipzigs Stadtzentrum

Üblicher Weise wird das Gewandhaus zu Leipzig für klassische Konzerte des Gewandhausorchesters geöffnet. Vergangenen Sonntag eroberten das Düstervolk bereits zum dritten Male den großen Saal für den zweiten Festivaltag des „Gothic meets Klassik“.

Am ersten November luden die Bands, ergänzt um Suicide Commando und Unzucht in das Haus Auensee. Hier erlebten die Gäste einen geladenen Abend mit dem üblichen electrolastischen Klang der Formationen. Hier konnte getanzt, gepogt, gehüpft werden, bevor es am Sonntag zu den vermeintlich ruhigen Tönen Richtung Augustusplatz zog.

Bereits vor Einlassbeginn hüllt sich die Fläche um den Mendebrunnen in tiefes Schwarz. Während die einen sehr schick im Steampunkstil zum Konzert schreiten, sich die ein oder andere Dame in edle barocke Kleider zwängte, waren andere dem Musikstil näheren legeren Stil gekleidet. Ich finde dies schon etwas schade, denn es geht auch darum, sich dem anderen zu öffen. Wichtiger als die Optik ist jedoch die Begeisterung für Musik.

Bevor wir zu meinem persönlichen Favorit des Abends kommen: Besonders aufgeregt startet Solitary Experiments in dieses wundervolle Experiment. Noch ist der Saal ruhig und das Publikum lauscht ganz verhalten dem Stimmen der Musikinstrumente. Das aus Polen angereiste Orchester um Dirigent Grabowski wird herzlich empfangen, wie auch der Sänger Dennis Schober, für den sich mit diesem Konzert nach 20 Jahren Bandgeschichte ein kleiner Traum erfüllt. Schreiben wir es dem Lampenfieber zu, man spürt die Aufgeregtheit bis in die letzten Ränge. Es klingt nicht schlecht, ist aber zunächst noch nicht ausgewogen. „Bin etwas nervös“ wird auch für die Zuschauer befreiend. Die Anspannung entschwindet mehr und mehr. Die Stimmung gelöster. Immortal, Epiphany sind in die klassische Version gewandelt worden. Mir fehlt hin und wieder die Symbiose aus Electro und Klassik. Doch die Gefühle werden auf jeden Fall eindrucksvoller getragen. Hier haben sicher einige bereits die Taschentücher nicht nur in der Hand halten müssen. Es sind wirklich „neue“ Stücke entstanden, die auch die Band vom Rang aus auf sich wirken lassen konnte. Ein sehr feiner Einstieg mit schöner Lichtmalerei im Saal. „Stars“ beendet den ersten Part des Abend. Traumhaft fühlt man spätestens hier die Wiese unter einem und den Sternenhimmel über sich.

Frontline Assembly. Die EBM/ Industrial-Formation verspricht auf jeden Fall einen eigenen Weg. Bill Leeb betritt die Bühne as usual.. FLA transferieren ihre Stücke nicht in die Klassik. Sie ergänzen es um die neuen Möglichkeiten. Die Beats bleiben, hin und wieder meint man, es hat schon immer so klingen müssen. Deadenen, Prophecy, Blood haben mich schwer begeistert. Lose hat mit der orchestralen Untermalung eine phantastische Größe erreicht. Hier finde ich das Konzept Gothic meets Klassik perfekt umgesetzt. Bereits das Intro mit Airmech gibt einem das Gefühl, mitten in einem Blockbuster zu sitzen. Leider hält sich das Publikum eher zurück. Ich bin aber auch nicht die einzige, bei der die Gliedmaßen zucken und bewegt werden wollen. Die Kanadier verlieren nicht viele Worte. Das ist auch überhaupt nicht nötig, mich haben sie voll und ganz überzeugt!

Die anschließende Pause tut gut. Gibt sie doch Raum, sich auf Mono Inc. einzustellen.
Wir starten also leider viel zu schnell in die letzte Runde des Abends. Wer nicht im Haus Auensee dabei war, wird nun überrascht. Der Sänger hatte sich auf den Weg zu den Proben verletzt und absolvierte das Konzert mit Bravur im Sitzen. Martin Engler begeisterte den Saal. Auch MONO INC. verleihen ihren deutschen und englischen Texten das klassische Gewand. Sie berühren, bekommen die melancholischen Texte durch die andere instrumentale Untermalung ein größeres Gewicht.

„Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren, hallo Leipzig!“ Das zeigt überzeugend das Thema des Abends. Hier treffen zum Teil Welten aufeinander, die sich auf besondere Weise verbinden. Es ist weniger neu, aber ein schöner Ausklang für das Wochenende. Kein Weg zu weit, Seligkeit, My deal with god gehen tief an die Gemüter.. Standing Ovations überzeugen das Orchester aus Zielona Gora zu einer Zugabe: Martin Engler nimmt alle Kräfte zusammen und läßt es sich nicht nehmen, stehend ein zweites Mal „Kein Weg zu weit“ zu singen und wird vom gesamten Saal gehalten! Danke an das Publikum, Danke an das Sinfonieorchester und Dirigenten Grabowski. Es war ein jeder geehrt, der diese Momente teilen durfte.

Bereits das dritte Mal stellte Steven Dornbusch so eine hochkarätige Veranstaltung auf die Beine. Unser Dank gilt vor allem auch ihm und denen, die ihn so tatkräftig unterstützen. Der nächste Termin steht bereits im Kalender: am 24. und 25. Oktober wird Leipzig wieder viele Gothics beherbergen und begeistern und namhafte Bands wie Covenant herausfordern. Wer die Zeit bis dahin überbrücken möchte, sei auf die gängigen Videoforen verwiesen. Leider wird es auch in diesem Jahr keine offiziellen Mitschnitte geben.

Unsere Galerie aus einer leider sehr ungünstigen AufnahmePosition!

Anlässlich Ihrer Jubiläumstour zum 15jährigen  Bandjubiläum  gab die Gothic-Novel-Rockband ASP um Frontmann Alexander Frank Spreng  am 04. und 05. Oktober 2014 2 Konzerte im Haus Auensee in Leipzig. 

Am 04. Oktober betraten die Bandmitglieder kurz nach 20.00 Uhr zur BEST OF ROCK SHOW „PER ASPERA AD ASPERA“  die Bühne um mit einem Intro-Medley bestehend aus „Raserei/Sanctus und Wer sonst“ zu beginnen. Zu Anfang fühlte es sich noch wie ein „warm spielen“ an, aber schnell fanden Künstler und Fans zueinander und die Stimmung vor der Bühne war bereits nach sehr kurzer Zeit außergewöhnlich gut.  Nach dem Medley wurden die Fans von Alexander F. Spreng mit „Es tut so gut wieder bei Euch zu sein – Willkommen auf unserer Jubiläumstour – willkommen Weltunter“ begrüßt, was gleichzeitig das nächste Stück „Weltunter“ einleitete. Wie gewohnt agierte ASP auf der Bühne und animierte das Publikum das Konzert  aktiv klatschend, sich bewegend und mitsingend  mitzugestalten. Nach „Eisiger Wirklichkeit“ und „Schwarzes Blut“  leitete ASP mit den Worten “wir sind genau da wo wir hinwollen – seit 15 Jahren gilt: wir sind und bleiben schwarz wie die Nacht“ über zum gleichnamigen Stück  – „Schwarz“ – Es folgte ein abwechslungsreicher und gleichzeitig hervorragender Querschnitt aus dem musikalischen Schaffen der Band. Neuere Stücke wie „Die Kreatur mit der stählernen Maske“ (diesmal ohne Maske) und „Wechselbalg“ wechselten sich ab mit älteren und leider auch seltener gehörten Stücken wie „Sing Child“, „Kokon“, „Lykanthropie“ und „Werben“ welche bei langjährigen Fans Freudenausbrüche zur Folge hatten. Mit „Und wir tanzten“ erfüllte  ASP sich einen Wunsch und ließ einen großen Teil des Klassikers von seinen Fans singen, vor „Ich bin ein wahrer Satan“ wurde „Weichen(t)stellung“ mit frenetischer Stimmung begrüßt und auch diese beiden Stücke sang ASP nicht allein. Nach dem mittlerweile zum Klassiker gewordenen „Ich bin ein wahrer Satan“ kam ASP wieder zu Wort und erzählte dass die Band versucht hatte eine Jubiläums-Survival-Hymne  zu schreiben, leider sei dies in die Hose gegangen und im Ergebnis müssten Sie folglich noch sehr lange spielen – mindestens 20 bis 25 Jahre oder auch länger „Sündige Heilige“ sei das Ergebnis. Bei „Rücken an Rücken“  sang beinahe die gesamte Halle mit, natürlich bis zur Mitte mit dem Rücken zur Bühne. Mit „Per aspera ad aspera“, als Namensgeber des Konzertes beendete ASP nach 2 Stunden den regulären Teil des Konzertes. Es folgten 2 Zugaben  mit „Die Ruhe vor dem Sturm“ und „Krabat“ in der ersten sowie „Krabat Fortsetzung“ und als absoluten Schlusspunkt „Ich will brennen“ als zweite Zugabe.

Insgesamt war es wieder ein tolles Konzert einer Band, die wie gewohnt nicht nur durch ihre Musik, Texte und Publikumsnähe, sondern auch durch ihre unglaubliche Bühnenpräsenz begeistern konnte!

Suchtfaktor garantiert! :)

Bilder